Clostridium difficile wird nur selten nosokomial übertragen

Oxford – Die flächendeckende Genanalyse von Clostridium difficile-Bakterien über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren in einer englischen Grafschaft bestätigt die Vermutung von Mikrobiologen, wonach der Keim, der nach Antibiotikatherapien schwere Darminfektionen auslösen kann, nur selten innerhalb der Kliniken übertragen wird. Der Bericht im New England Journal of Medicine (2013; 369: 1195-1205) lässt vermuten, dass Hygienemaßnahmen Infektionen mit dem Problemkeim nicht verhindern können.
Durchfallerkrankungen mit C. difficile haben sich in den letzten Jahren zu einem Problem entwickelt, weil der Keim häufig einer Therapie mit Antibiotika widersteht. Schuld daran sind allerdings weniger Resistenzen, die es auch gibt, als regelmäßige Rezidive, zu denen es kommt, weil die eingesetzten Breitbandantibiotika große Teile der Darmflora vernichten und damit den Nährboden legen für eine Wiederbesiedlung mit C. difficile.
Woher die Keime für die Re-Infektion kommen, ist allerdings nicht klar, und die Hoffnung von David Eyre von der Universität Oxford und Mitarbeitern bestand darin, durch eine breit angelegte genetische Untersuchung die Übertragungswege aufzudecken.
Über einen Zeitraum von 3,7 Jahren wurden flächendeckend Genanalysen in allen positiven Stuhlproben durchgeführt (soweit es gelang, die Bakterien in Kulturen zu vermehren). Das Erbgut aller Bakterien wurde sequenziert, um anhand von Abweichungen (sogenannten single-nucleotide variants, SNV) Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Keimen herzustellen.
Im besten Fall hätten die Forscher Infektionsketten aufstellen können, um dann mögliche Hygienedefizite aufzudecken. Dies gelang nicht, wie Eyre jetzt einräumen musste. Nur ein Drittel aller Keime unterschied sich in weniger als 3 SNV, was eine enge Verwandtschaft und potenzielle Übertragung angedeutet hätte. Und bei diesen Keimen konnte wiederum nur in einem Drittel der Fälle ein möglicher Kontakt zwischen Patienten hergestellt werden, was allerdings keineswegs beweist, dass die Bakterien auch tatsächlich zwischen diesen beiden Patienten ausgetauscht wurden.
Der Epidemiologe und Mitautor Tim Peto zeigte sich gegenüber den Medien ernüchtert. Hygienemaßnahmen in den Kliniken seien zweifellos hilfreich, doch Infektionen mit C. difficile ließen sich dadurch wohl nicht vermeiden. Da die in der Studie entnommenen Isolate erst nach Ausbruch der Erkrankung untersucht wurden, bleibt unklar, ob die Erkrankung überhaupt die Folge einer Neuinfektion ist oder ob der Darm der Patienten bereits vor der Antibiotikatherapie mit dem Keim besiedelt war.
Nach Einschätzung der meisten Mikrobiologen ist C. difficile harmlos, solange er – infolge einer Antibiotikatherapie – nicht Oberhand gegenüber anderen Keimen erhält.
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