Colitis ulcerosa: Rolle der Ernährung überschätzt

Berlin – Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) haben Experten die S3-Leitlinie für die Behandlung der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa (CU) aktualisiert. Dabei legten sie ein besonderes Augenmerk auf die erhöhten Infektionsrisiken von CU-Patienten sowie Ernährungsaspekte.
Bundesweit sind rund 150.000 Menschen an der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa (CU) erkrankt. Colitis ulcerosa, die meist im jungen Erwachsenenalter beginnt, verläuft in Schüben und begleitet die Betroffenen in der Regel ein Leben lang. Obwohl die Krankheit nicht selten ist, dauert es bei vielen CU-Patienten noch immer lange, bis sie die richtige Diagnose und eine adäquate Therapie erhalten.
Wertvolle Hinweise
„Umso wichtiger war uns die Aktualisierung der Leitlinie“, sagt DGVS-Experte Axel Dignaß. Besonders in den Händen von Hausärzten und der Patienten selbst könne sie wertvolle Hinweise für eine frühzeitige Diagnosestellung und optimale Behandlung der Krankheit geben.
Eine zentrale Erkenntnis: Die Rolle der Ernährung im Zusammenhang mit der Erkrankung wurde viele Jahre überschätzt. Laut der S3-Leitlinie gibt es keine wissenschaftlich belegte Ernährungsform, die das Risiko für die Entstehung einer CU-Erkrankung reduziert – abgesehen vom Stillen. Denn Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt wurden, haben ein um fast ein Viertel reduziertes Risiko, später an CU zu erkranken, als nicht oder nur kurz gestillte Kinder.
Während eine Prävention über die Ernährung also nicht effektiv möglich zu sein scheint, komme der Ernährung bei bereits bestehender CU eine große Bedeutung zu. So hätten Patienten wegen wiederkehrender Durchfälle und der Schädigung der Darmschleimhaut ein hohes Risiko für eine Mangelernährung und würden so zusätzlich geschwächt.
Besonders Kinder weisen häufig – in bis zu 85 Prozent der Fälle – Zeichen einer Mangelernährung auf. Neben starken Proteinverlusten wirken sich auch eine zu geringe Versorgung mit Mikronährstoffen wie Eisen, Vitamin D, Folsäure oder Zink negativ auf Wachstum und Entwicklung aus. Die Versorgung mit Nährstoffen sollte daher regelmäßig überprüft und fehlende Nährstoffe als Tablette oder Infusion zugeführt werden, empfiehlt die Leitlinie.
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