Corona-Ausbruch in Potsdamer Klinik bereitet Landesregierung Sorgen

Potsdam – Nach der Häufung der Coronafälle im größten Potsdamer Krankenhaus hat sich die Brandenburger Landesregierung besorgt gezeigt. Der Ausbruch im Ernst von Bergmann-Klinikum sei „die größte Sorge, die wir hier im Land Brandenburg haben“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) im Gesundheitsausschuss des Brandenburger Landtags, der sich per Telefonkonferenz zusammenschaltete.
Ansonsten sei Brandenburg mit Infektionen und Todesfällen unterdurchschnittlich belastet, die Fälle in Potsdam trieben dies etwas in die Höhe. Dort sind laut Stadt 88 nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Patienten in Behandlung, bisher starben 21.
Gestern war gegen Mitarbeiter des Klinikums ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Geprüft werde, ob sich die drei Ärzte und die zwei Geschäftsführer unter anderem nach dem Infektionsschutzgesetz strafbar gemacht haben, weil sie aufgetretene Corona-Fälle vorsätzlich zu spät oder gar nicht gemeldet haben und dadurch das Virus weiter verbreitet worden ist, hieß es.
Der Verstoß von Meldepflichten kann nach dem Gesetz mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Handelt es sich um eine Straftat, droht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Im Klinikum waren bisher 21 Corona-Patienten gestorben.
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte gestern auf einer Pressekonferenz, das Robert-Koch-Institut (RKI) habe nach einer Prüfung in einem Abschlussbericht diverse Maßnahmen empfohlen. Nach Angaben der Stadt solle das Abstrichmanagement neu justiert werden. Zudem müssten Meldungen über Infizierte entsprechend Infektionsschutzmeldegesetz weitergegeben werden.
Grundsätzlich sind die Krankenhäuser in Brandenburg auf einen Ansturm schwerkranker Coronapatienten nach Ansicht der Landesregierung vorbereitet. „Insgesamt sind wir da gut gerüstet und haben viele Kapazitäten“, sagte Nonnemacher.
„Hochrechnungen unserer augenblicklichen Infektionszahlen bis Ende April lassen nicht erwarten, dass wir auch nur annähernd die vorhandenen Kapazitäten ausschöpfen werden.“ Die erwartete „Welle“ sei bisher nicht eingetreten. Von einer Überlastung wie in Italien oder Spanien sei „überhaupt nicht auszugehen“.
Die Zahl der Intensivbetten ist nach Angaben der Ministerin von 531 im vergangenen Jahr auf 738 gestiegen. Wenn bestellte Beatmungsgeräte hinzukämen, könnten weitere 356 Plätze geschaffen werden – das sei dann die vom Bund geforderte Verdopplung, sagte Nonnemacher. Auch Reha-Kliniken stellten Betten zur Verfügung, so dass Notplätze außerhalb von Kliniken vermutlich nicht notwendig seien.
„Massive Engpässe“ räumte Nonnemacher bei der Schutzausrüstung ein. Das Land habe beim Bund für sechs Monate unter anderem 2,7 Millionen FFP2-Masken und 1,9 Millionen FFP3-Masken bestellt.
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