Ärzteschaft

Coronaentwicklung in Großbritannien macht Virologe Hoffnung

  • Montag, 9. August 2021
/picture alliance, Han Yan
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Hamburg – Für den Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit macht die Entwicklung in Großbritan­nien nach der Lockerung der Coronamaßnahmen trotz hoher Inzidenz Hoffnung. „Die Entwicklung in Groß­britannien zeigt, dass man nicht einfach behaupten kann: ‚Wenn wir fast alle Maßnahmen aufheben, läuft alles aus dem Ruder‘. Wir sehen jetzt genau das Gegenteil“, sagte er.

Die Lage dort sei zwar nicht eins zu eins auf andere Länder übertragbar. „Aber das macht doch Hoffnung, dass man durch die Impfungen so etwas erreichen kann, dass man trotz Aufhebung fast aller Maßnah­men auch sinkende Fallzahlen sieht und keine Überlastung des Gesundheitssystem.“

Die britische Regierung hatte am 19. Juli fast alle Coronaeinschränkungen zurückgenommen und statt­dessen an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert – trotz stark steigender Fallzahlen.

Zu dem Zeitpunkt hatten 88 Prozent der Erwachsenen eine erste Impfung erhalten. Knapp 68 Prozent waren bereits zwei Mal geimpft. Die Infektionen waren in den Tagen darauf zurückgegangen und auch zuletzt nur wieder vergleichsweise leicht gestiegen.

„Das lässt sich aber wie gesagt nicht eins zu eins übertragen“, sagte Schmidt-Chanasit. „Zumal in Groß­britannien hauptsächlich der Impfstoff von Astrazeneca verwendet wurde und mehr Menschen bereits geimpft sind.“

Für Deutschland riet er deshalb zur Vorsicht. „Und es ist vor allen Dingen ja immer auch eine politische Entscheidung.“ Ob man einen „Freiheitstag“ wie in Großbritannien mache, „müssen wir als Gesellschaft diskutieren“.

Gleiches gelte für die Forderung der deutschen Musikclubbetreiber nach schrittweiser Aufhebung aller Coronaauflagen für ihre Betriebe bis Oktober. Als Virologe könne er das nicht entscheiden, als Bürger sei für ihn aber ein Endpunkt erreicht, wenn alle ein Impfangebot erhalten hätten, sagte Schmidt-Chanasit.

„Aufgabe der Politik war es ja sicherzustellen, dass alle die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen und weiterhin daran zu arbeiten, noch besser zugängliche Impfangebote zu machen. Aber bezüglich der Grund­­rechtseinschränkung ist das sicherlich ein Wendepunkt, an dem man sich genau überlegen muss: können wir weiter Grundrechte einschränken?“

dpa

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