Coronafall in der Familie kann Sozialverhalten von Jugendlichen verändern
Köln – Eine Coronainfektion in der Familie kann sich besonders auf Jugendliche aus ökonomisch schwächeren und weniger gebildeten Schichten negativ auswirken: Sie sind weniger prosozial als zuvor, das heißt, sie verhalten sich weniger großzügig, altruistisch und kooperativ. Zudem sinkt ihre Bereitschaft, anderen zu vertrauen. Außerdem können ihre schulischen Leistungen leiden.
Das berichtet ein Forschungsteam um den Verhaltensökonomen Matthias Sutter. Er ist unter anderem am Exzellenzcluster Econtribute an der Universität zu Köln tätig. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen (PNAS 2021; DOI: 10.1073/pnas.2110891118)
Die Forschungsgruppe sammelte bereits im Herbst 2019 Daten von 5.000 Oberstufenschülern im Alter zwischen 15 und 17 Jahren aus drei französischen Regionen. Schon damals zeigte sich eine Lücke zwischen Heranwachsenden aus sozioökonomisch besser und schlechter gestellten Familien: Schüler aus weniger wohlhabenden Familien mit einer geringeren Bildung verhielten sich weniger prosozial.
In einer zweiten Runde im Frühjahr 2020 nahmen 363 Jugendlichen an der Untersuchung teil. Die Forscher stellten fest: Eine Infektion innerhalb der eigenen Familie hat die Schere zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten mehr als verdoppelt.
Während sich das Verhalten von Jugendlichen mit einem hohen Sozialstatus in diesem Fall kaum veränderte, verhielten sich diejenigen mit einem niedrigen Sozialstatus deutlich weniger prosozial.
Die Arbeitsgruppe weist daraufhin, dass nichtkognitive Fähigkeiten wie Prosozialität deutlich zum Erfolg im späteren Berufsleben beitragen. Die in der Studie aufgezeigte Entwicklung könnte sich daher langfristig negativ auf die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen auswirken, warnte Sutter.
Econtribute ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderter Exzellenzcluster in den Wirtschaftswissenschaften, getragen von den Universitäten in Bonn und Köln.
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