Ausland

Coronakrise: Ärzte werfen Serbiens Regierung Versagen vor

  • Dienstag, 21. Juli 2020
Aleksandar Vucic (Mitte), Präsident von Serbien, feierte zuletzt den Sieg seiner rechtsnationalen Partei bei den Parlamentswahlen im Hauptquartier der Serbischen Fortschrittspartei (SNS). /picture alliance, XinHua, Predrag Milosavljevic
Aleksandar Vucic (Mitte), Präsident von Serbien, feierte zuletzt den Sieg seiner rechtsnationalen Partei bei den Parlamentswahlen im Hauptquartier der Serbischen Fortschrittspartei (SNS). /picture alliance, XinHua, Predrag Milosavljevic

Belgrad – 350 serbische Ärzte haben der Regierung des Landes ein völliges Versagen beim Umgang mit der Coronapandemie vorgeworfen. „Wir wenden uns an die Öffentlich­keit, weil wir keinen anderen Ausweg aus der Gesundheitskatastrophe sehen, in der sich unser Land befindet“, schrieben die Mediziner in einem Brief, den serbische Medien heute veröffentlichten.

In den vergangenen Wochen war die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 drastisch gestiegen. Allein von Sonntag auf Montag registrierten die Behörden in dem Sieben-Millionen-Einwohner-Land 359 neue Fälle.

190 COVID-19-Patienten müssen nach offiziellen Angaben derzeit künstlich beatmet wer­den. Seit Beginn der Pandemie wurde bei 21.253 Menschen das Virus nachgewiesen, das die Krankheit COVID-19 auslösen kann. 482 Patienten starben, zehn von ihnen in den letzten 24 Stunden.

In ihrem Brief warfen die Ärzte der Regierung von Präsident Aleksandar Vucic vor, die Maß­nahmen zur Eindämmung der Pandemie zu abrupt und vorschnell gelockert zu ha­ben. Im Ausnahmezustand, den Vucic Mitte März verhängt hatte, hatten strikte Ausgangs­sperren gegolten.

Mit dessen Aufhebung Anfang Mai war jedoch plötzlich alles wieder erlaubt, bis zu Fuß­ballspielen vor 18.000 Zuschauern und Parties in Nachtclubs. Am 21. Juni fanden außer­dem Parlamentswahlen statt, die die SNS-Partei von Vucic haushoch gewann und denen Wahlkampfveranstaltungen vorausgegangen waren.

Dies, schrieben die Ärzte, habe zu einem „Kontrollverlust über die epidemologische Situ­a­tion“ geführt, wovor Experten beständig gewarnt hätten. Zudem sollen die Behörden die wahren Daten verschleiert haben.

Kritiker aus den Reihen der Ärzteschaft seien eingeschüchtert und bedroht worden. „All dies hat das Gesundheitssystem in seinen Grundfesten erschüttert und das Vertrauen der Bürger in das Gesundheitspersonal untergraben.“

dpa

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