Coronanotstand in Tschechien bis kurz vor Weihnachten

Prag – In Tschechien hat das Parlament einer Verlängerung des Coronanotstands bis einschließlich 23. Dezember zugestimmt. Dafür waren gestern Abend in Prag 53 Abgeordnete. Dagegen votierten 36.
Mit dem Vorschlag, den Ausnahmezustand gleich um 30 Tage bis zum 11. Januar zu verlängern, konnte sich die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Andrej Babis nicht durchsetzen. Der Notstand ermöglicht es der Regierung, Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit auszusetzen. Derzeit dürfen sich in Innenräumen bis zu zehn Personen treffen. Es gilt eine weitgehende Maskenpflicht.
Allerdings mehrt sich Widerstand: Manche Kneipenwirte drohen offen damit, die aktuelle Sperrstunde um 20.00 Uhr zu missachten. Die Opposition kritisiert einen Teil der Maßnahmen als „absolut unsinnig“. Nach jüngsten Lockerungen steigen die Fallzahlen in Tschechien wieder.
Gestern meldeten die Behörden 5.848 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden – so viele wie seit zwei Wochen nicht mehr. Insgesamt gab es bereits knapp 557.-000 Infektionen und mehr als 9.100 Todesfälle. Tschechien hat 10,7 Millionen Einwohner.
In einem dramatischen Appell hatte der Präsident der tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek, heute eine sofortige Verschärfung der Coronamaßnahmen gefordert. Ein unkontrollierter Anstieg der Infektionszahlen würde das Gesundheitssystem überlasten, warnte der Mediziner in einem Brief an die Regierung.
Die Lockerungen seien zu früh gekommen. „Nur dank des immensen Einsatzes des Gesundheitspersonals, dem wir alle dankbar sein sollten, ist die Zahl der Todesopfer nicht noch viel höher“, schrieb der 52-Jährige. Der Internist steht seit fast 15 Jahren an der Spitze der ärztlichen Standesvertretung in Tschechien.
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