Coronapandemie: Manche schlafen besser, andere schlechter

Berlin – Die Coronakrise hat sich in vielerlei Hinsicht auch auf den Schlaf ausgewirkt. Auf der einen Seite klagten die Menschen vermehrt über Schlafstörungen – vermutlich aufgrund eines erhöhten Angstniveaus, berichtete Kongresspräsident Georg Nilius heute bei einer Online-Pressekonferenz anlässlich der 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
Auf der anderen Seite profitierten einige Menschen aber auch von flexibleren Arbeitsmodellen. Durch die Arbeit im Home-Office habe sich die Diskrepanz zwischen dem sozialen Jetlag und dem biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus verringert, heißt es in einer Mitteilung der DGSM. Die Menschen konnten so eher ihrem genetischen Bedürfnis entsprechend schlafen.
Zugleich hätten Studien ergeben, dass sich die Schlafqualität verschlechtert habe, möglicherweise im Zusammenhang mit der Ausprägung von Ängsten, depressiven Verstimmungen und fehlender körperlicher Aktivität. Nilius wies auch darauf hin, dass Patienten mit Schlafapnoe stärker gefährdet seien.
Internationalen Studien zufolge gebe es Hinweise, dass Patienten mit bestimmten schlafmedizinischen Störungen, insbesondere Patienten mit Schlafapnoe, im Rahmen der Coronapandemie einem höheren Risiko ausgesetzt seien, zu erkranken beziehungsweise schwere Krankheitsverläufe zu entwickeln.
Hier könne das bei Schlafapnoe häufig vorliegende Übergewicht eine Rolle spielen – es hat sich in der Coronapandemie bereits als Risikofaktor erwiesen. „Das Risiko ist aber offenbar auch durch die Schlafapnoe selbst erhöht, da behandelte Patienten ein geringeres Risiko haben“, so der Direktor der Klinik für Pneumologie der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte.
Mitarbeiter auf Intensivstationen im Auge behalten
Dass das Immunsystem und der Schlaf in Wechselwirkung stehen und schlechter Schlaf die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen kann, ist bekannt. Deshalb warnte Nilius davor, bei der Beurteilung der Pandemielage nicht nur auf die Zahl der freien Intensivbetten zu schauen.
„Mitarbeiter auf Intensivstationen sind durch die Schichtarbeit sowieso schon für Schlafstörungen gefährdet – und das erhöht ihr Risiko für Infektionen und schwere Verläufe“, betonte der Essener Pneumologe. „Wir dürfen die Mitarbeiter auf den Intensivstationen nicht immer weiter überfordern.“
Doch nicht nur berufsbedingt bekommen viele Menschen zu wenig Schlaf: „Gerade in der jetzigen Zeit zahlt es sich aus, besonders auf eine gute Schlafhygiene und Schlafqualität zu achten. Auch das ist eine Art von Prävention“, empfahl Nilius.
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