Coronawelle steht bevor, kein Grund zur Sorge
Berlin – Herbst und Winter stehen vor der Tür und mit Beginn der kalten Jahreszeit wird auch die Zahl der Coronainfektionen wieder steigen. Es sei zu erwarten, dass es in den kommenden Wochen eine Welle von Erkrankungen geben werden, sagte die Virologin Sandra Ciesek.
Die Lage sei aber keinesfalls bedrohlich und nicht zu vergleichen mit 2020 oder 2021, sagte die Ärztin. Es drohten keine Engpässe in den Kliniken und auf den Intensivstationen. „Im Grunde ist es wie letztes Jahr, nur die Varianten und Buchstaben heißen anders.“
Der leichte Anstieg der Coronafälle in den vergangenen Wochen hat sich einem Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge zuletzt nicht fortgesetzt. Für die Woche ab dem 9. September gab es den Experten zufolge geschätzt rund 600 COVID-19-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Bislang seien etwas mehr als 5.640 Coronafälle an das RKI übermittelt worden. Schwere Infektionen seien vor allem bei älteren Menschen diagnostiziert worden.
Es sei nicht ungewöhnlich, dass sich Menschen nach wie vor und auch zum wiederholten Male mit dem Virus infizieren, sagte Ciesek, die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt ist. „Man kriegt Atemwegserkrankungen nicht nur einmal im Leben, sondern immer wieder, manche jedes Jahr, manche alle zwei Jahre.“ Die Immunität, die durch eine zurückliegende Infektion oder eine Impfung entsteht, nehme mit der Zeit ab und der Mensch werde wieder empfänglich für eine Infektion.
Trotzdem solle man Corona nicht verharmlosen. Mehr Infektionen bedeuten der Virologin zufolge auch mehr schwere Fälle. Vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem sind demnach gefährdet. Alle, die zu Risikogruppen gehörten, die kein gesundes Immunsystem oder einen schweren Verlauf zu erwarten hätten, wären gut daran, sich jetzt impfen zu lassen, empfahl Ciesek.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkrankungen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung zu holen. Laut Ciesek sollten Impfwillige darauf achten, dass sie einen Impfstoff verabreicht bekommen, der auf die aktuell zirkulierende Variante angepasst ist.
Nach RKI-Angaben dominiert in Deutschland derzeit die Variante JN.1, ein Abkömmling der Omikronvariante. Am häufigsten nachgewiesen wurde dabei zuletzt die Sublinie KP.3.1.1. Laut RKI machte sie bei der Untersuchung von Stichproben aus den letzten beiden Augustwochen einen Anteil von 62 Prozent aus.
KP.3.1.1. gilt als ansteckender als vorherige Varianten. Das sei wenig verwunderlich, sagte Ciesek. Das Virus mutiere weiter und suche immer neue Wege, um den Menschen zu infizieren. Am Ende setze sich eine Variante durch, die irgendeinen Vorteil habe und zum Beispiel ansteckender sei – wie im Fall von KP.3.1.1. Das bedeute aber nicht, dass die Variante auch kränker mache, sagte die Virologin. „Da gibt es im Moment keine Hinweise drauf.“
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