COVID-19: Impfstoff von Astrazeneca erhöht Risiko auf venöse Thromboembolien nur leicht

Odense/Dänemark – Die Impfung mit Vaxzevria von Astrazeneca geht nicht nur mit einem Anstieg der zerebralen Venen- und Sinusthrombosen (CVST) einher. Nach einer aktuellen Analyse der Klinikregister in Dänemark und Norwegen ist das Risiko auf venöse Thromboembolien generell erhöht.
Die absolute Gefahr ist nach den im Britischen Ärzteblatt (BMJ, 2021; DOI: 10.1136/bmj.n1114) veröffentlichten Zahlen jedoch gering. Ein Anstieg der arteriellen Thrombosen war nicht erkennbar.
Während der Impfkampagne mit Vaxzevria ist es bekanntlich zu Berichten über Thrombosen in den großvolumigen Sinus durae matris gekommen, über die das venöse Blut aus den Hirnvenen abfließt. Als Ursache wird eine impfstoffinduzierte immune thrombotische Thrombozytopenie (VITT) vermutet, bei der Autoantikörper die Bildung von Blutgerinnseln fördern.
Aufgrund der Pathogenese kann nicht davon ausgegangen werden, dass die thrombotische Störung auf die Blutgefäße im Gehirn beschränkt bleibt. Auch andere Venen im Körper und selbst die Arterien könnten betroffen sein.
Ein Team um Anton Pottegård von der Süddänischen Universität in Odense hat hierzu die Krankenregister aus Dänemark und Norwegen ausgewertet, die als zuverlässig gelten. Außerdem ist es in den beiden Ländern leicht möglich, die dort aufgetretenen Erkrankungsfälle mit den Impfungen in Beziehung zu setzen.
Bis zum 11. März (an diesem Tag wurden die Impfungen mit Vaxzevria in beiden Ländern gestoppt) waren 282.572 Personen mit Vaxzevria geimpft worden. Pottegård beschränkt die Analyse auf 206.894 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren, bei denen mindestens 28 Tage seit der Impfung vergangen sind.
In dieser Zeit sind 59 Geimpfte wegen Thrombosen oder Embolien im Krankenhaus behandelt worden. Das sind 29 mehr als die 30 thromboembolischen Ereignisse, die normalerweise in dieser Altersgruppe zu erwarten gewesen wären. Pottegård ermittelt eine standardisierte Morbiditätsrate (SMR) von 1,97, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,50 bis 2,54 signifikant war. Die Impfung könnte demnach das Erkrankungsrisiko verdoppelt haben. Das absolute Risiko für den Geimpften wäre allerdings gering. Auf 100.000 Impfungen käme es zu 11 zusätzlichen thromboembolischen Ereignissen.
Der Anstieg des Risikos war auch für mehrere Untergruppen feststellbar: Die SMR auf eine Lungenembolie betrug 1,79 mit zusätzlich 3,4/100.000 Ereignissen. Bei den Venenthrombosen in den unteren Extremitäten betrug die SMR 1,47 mit zusätzlich 2,6/100.000 Ereignissen. Die Zahl der übrigen Venenthrombosen nahm ebenfalls zu mit einer SMR von 1,99 und zusätzlich 2,2/100.000 Ereignissen.
Besonders hoch war die SMR mit 20,25 (8,14 bis 41,73) bei den zerebralen Venen- und Sinusthrombosen. Den 7 beobachteten Ereignissen standen nur 0,3 erwartete gegenüber. Die Zunahme entspricht 2,5 zusätzlichen Ereignissen auf 100.000 Geimpfte.
Die Klinikärzte stellten bei geimpften Patienten auch häufiger eine Thrombozytopenie fest. Die SMR betrug hier 3,57 (1,78 bis 6,38) mit zusätzlich 2,9/100.000 Ereignissen. Auch ein Anstieg von Blutungen (SMR 1,23; 0,97 bis 1,55) mit zusätzlich 5,1/100.000 Ereignissen zeichnete sich ab.
Die Risiken sind nach Einschätzung von Experten deutlich geringer als die Vorteile der Impfung. Die Suspendierung der Impfungen in mehreren europäischen Ländern wurde wegen des Impfstoffmangels kritisiert. Dänemark verzichtet seit dem 14. April vollständig auf Vaxzevria, da genügend andere Impfstoffe verfügbar sind.
Einen Anstieg der arteriellen Thrombosen, die für Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich sind, konnte Pottegård nicht nachweisen. Die im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verminderte Sterblichkeit (15 statt 44 erwartete Todesfälle) dürfte darauf zurückzuführen sein, dass akut (und schwer) erkrankte Menschen nicht geimpft werden.
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