Medizin

COVID-19: Impfstoffmyo­karditis in Magnetresonanz­tomografie erkennbar

  • Mittwoch, 16. Februar 2022
/shot4sell, stock.adobe.com
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Toronto – Eine impfstoffassoziierte Myokarditis führt in der Magnetresonanztomografie (MRT) zu einem ähnlichen Verletzungsmuster wie Myokarditiden aus anderen Ursachen. Die Veränderungen waren in einer Vergleichsstudie in Radiology (2022; DOI: 10.1148/radiol.212559) jedoch schwächer ausgeprägt, was den in der Regel milden Verlauf erklärt.

Das Kardio-MRT ist nach der Histologie die derzeit sicherste Methode, um eine Myokarditis zu diagnos­tizieren, und da bei leichten Erkrankungen in der Regel auf eine Biopsie verzichtet wird, ist sie die wichtigste Standarduntersuchung.

Die Untersuchung wird mit dem Kontrastmittel Gadolinium durchge­führt. Da das Kontrastmittel nicht in die inaktiven Zellen gelangt, werden Ödeme (als Wasseranreiche­rungen außerhalb der Zellen) und die geschädigten Bereiche des Herzmuskels (in denen das Kontrast­mittel durch defekte Membranen auch ins Innere der Zellen gelangt) abgebildet.

Das „Late Gadolinium Enhancement“ (LGE) gilt als besonders aussagekräftig. Darüber hinaus werden im Kardio-MRT Veränderungen in den Dimensionen des Herzmuskels sichtbar und die Pumpleistung kann bestimmt werden.

Ein Team um Kate Hanneman vom University Health Network in Toronto hat in einer retrospektiven Studie 21 Patienten, die nach einer COVID-19-Impfung eine Myokarditis erlitten (12 nach Gabe von mRNA-1273 und 9 nach Gabe von BNT162b2) mit 10 Patienten verglichen, die im Rahmen von COVID-19 eine Myokarditis erlitten. Eine 3. Gruppe bestand aus 61 Patienten, bei denen andere Gründe für die Myokarditis vorlagen. Die Patienten mit der impfstoffassoziierten Myokarditis waren mit 31 Jahren deutlich jünger als die COVID-19-Patienten (51 Jahre) und die Kontrollgruppe (44 Jahre).

Bei den 21 Patienten kam es 1 bis 7 Tage nach der Impfung zu Brustschmerzen, die 1 bis 6 Tage anhiel­ten. Insgesamt 14 Patienten (67 %) verbrachten im Mittel 3 Tage im Krankenhaus. Nach Angabe der Radiologen musste kein Patient auf die Intensivstation verlegt werden. Bei den hospitalisierten Patien­ten wurde ein Anstieg des Troponinwerts gefunden, was eine Schädigung von Herzmuskelzellen anzeigt. Bei allen Patienten waren die Troponinwerte jedoch bereits bei der Entlassung zurückgegangen, so die Radiologen.

Die wichtigsten MRT-Befunde bei der impfstoffassoziierten Myokarditis waren ein LGE, das bei 17 Patien­ten (81 %) vorlag, und eine Verminderung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF), die bei 6 Patienten (29 %) vorlag. Der Abfall der LVEF auf 53 % bis 59 % war jedoch nicht dramatisch. Das LGE war bei den meisten Patienten auf den subepikardialen Bereich beschränkt, was eher auf eine Perikarditis denn auf einen echten Muskelschaden hinweist (der wegen des Troponinanstiegs bis zu einem gewissen Grade jedoch vorhanden war).

Alle Patienten haben sich bei einer Nachbeobachtungszeit von median 22 Tagen rasch von der Myokar­ditis erholt. Die Impfkomplikation verlief im Vergleich zu COVID-19 und der Kontrollgruppe relativ milde und sie war von kürzerer Dauer, berichtet Hanneman. Nichtsdestotrotz sollten alle Patienten, die nach einer Impfung Symptome entwickeln (neben Brustschmerz können dies auch Palpitationen und Kurzat­migkeit sein) kardiologisch untersucht werden, rät die Radiologin.

rme

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