COVID-19: Impfung schützt Krebspatienten vor schweren Verläufen

Singapur – Impfungen gegen COVID-19 schützen Krebspatienten effektiv und anhaltend vor schweren Verläufen der Erkrankung. Jede Auffrischungsimpfung sei mit einem signifikanten klinischen Schutz assoziiert gewesen, der sowohl bei aktiv behandelten Krebspatienten als auch Krebsüberlebenden mindestens 5 Monate angehalten habe, berichten Forschende in JAMA Oncology (2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.2271).
„Impfungen gegen COVID-19 sind für immungeschwächte Patienten, zu denen auch Krebspatienten gehören, besonders wichtig, um schwere Erkrankungen zu vermeiden“, schreiben Wei Chong Tan von der Division of Medical Oncology am National Cancer Centre Singapore in Singapur und seine Kollegen.
Aber es gebe aus kleinen Studien Hinweise darauf, dass die Immunogenität der Impfung gegen COVID-19 bei immungeschwächten Patienten suboptimal ist und der Impfschutz schnell nachlässt. Insgesamt gebe es wenig Studien zur Effektivität der COVID-19-Impfung bei Krebspatienten –insbesondere was Auffrischungsimpfungen angehe.
Untersuchungen in Delta- und Omikron-Wellen
Die Forschungsgruppe untersuchte die Impfeffektivität und die Dauer des Impfschutzes von bis zu 4 Impfdosen eines mRNA-Vakzins in einer landesweiten Stichprobe von Krebspatienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Die prospektive Kohortenstudie wurde in 2 Phasen durchgeführt, von September bis Dezember 2021 (Delta-Welle in Singapur) und von Januar bis November 2022 (Omikron-Welle in Singapur). Eingeschlossen wurden 73.608 Patientinnen und Patienten mit Krebs – 23.217 in aktiver Behandlung und 50.391 Krebsüberlebende – sowie 621.475 nach Alter, Geschlecht, Race /Ethnizität und sozioökonomischem Status gematchte Kontrollen.
Sie wurden eingeteilt in ungeimpft/unvollständig geimpft (0/1 Impfdosis), vollständig geimpft (2 Impfdosen), 1 Auffrischungsimpfung (3 Impfdosen) oder 2 Auffrischungsimpfungen (4 Impfdosen). Die primären Outcomes waren die Incidence Rate Ratios (IRR) für Infektion, Hospitalisierung und schwere Erkrankung (definiert als Sauerstoffbedarf, Intensivversorgung oder Tod) durch COVID-19.
Kontaktbeschränkungen senkten Infektionsrisiko der Ungeimpften
In beiden COVID-19-Wellen waren die IRRs für eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei den ungeimpften/unvollständig geimpften Krebspatienten und Kontrollen nicht höher als bei den vollständig Geimpften. Das führen die Autoren um Tan auf Kontaktbeschränkungen zurück, die Ungeimpften beziehungsweise unvollständig Geimpften auferlegt wurden, um Ansteckungen einzudämmen.
Sowohl bei den Krebspatienten als auch bei den Kontrollen waren die IRRs für COVID-19-bedingte Hospitalisierung oder Tod signifikant niedriger, wenn sie 3 oder 4 Impfdosen erhalten hatten statt nur 2 (Referenzgruppe). Das galt sowohl in der Delta- als auch in der Omikron-Welle.
Auffrischungsimpfungen reduzierten Risiko für schwere Verläufe
Die IRRs für schwere Erkrankung bei 3-maliger Impfung betrug in der Delta-Welle 0,14 bei den aktiv behandelten Krebspatienten, 0,13 bei den Krebsüberlebenden und 0,07 bei den Kontrollen. In der Omikron-Welle lagen die entsprechenden IRRs bei 0,29, 0,19 und 0,21.
Die IRRs für schwere Erkrankung in der Omikron-Welle waren bei 4-maliger Impfung sogar noch niedriger: 0,13 bei den aktiv behandelten Krebspatienten, 0,10 bei den Krebsüberlebenden und 0,10 bei den Kontrollen.
Impfschutz blieb über mindestens 5 Monate erhalten
Nach der 3. Impfdosis war auch über 5 Monate hinaus kein Nachlassen des Impfschutzes vor Hospitalisierung und schwerer Erkrankung zu beobachten. Auch der entsprechende Impfschutz nach der 4. Impfdosis blieb über bis zu 5 Monate (Ende der Studie) erhalten.
„Diese Kohortenstudie zeigt, dass mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 bei Patienten mit Krebs klinisch effektiv sind. Die Immunität gegen schwere COVID-19-Verläufe bei aktiv behandelten Krebspatienten, Krebsüberlebenden sowie gematchten Kontrollen bestand sowohl nach der 3. als auch nach der der 4. Dosis für mindestens 5 Monate“, schlussfolgern die Autoren.
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