COVID-19: Intranasaler Impfstoff in Indien zugelassen

Hyderabad – Der Hersteller Bharat Biotech hat in Indien die Zulassung für einen von US-Forschern entwickelten intranasalen Impfstoff gegen COVID-19 erhalten. Anders als der diese Woche in China zugelassene inhalative Impfstoff darf iNCOVACC auch zur Grundimmunisierung eingesetzt werden.
Der indische Gesundheitsminister Mansukh Mandaviya hat die Zulassung auf Twitter bestätigt. Sie beruht auf noch nicht publizierten Ergebnissen aus klinischen Phase-3-Studien.
iNCOVACC oder BBV154 wurde an der Washington University School of Medicine in St. Louis entwickelt. Der Vektor-basierte Impfstoff besteht aus dem Adenovirus „simian Ad-36“, das normalerweise Schimpansen infiziert. Es gibt also eine Ähnlichkeit mit dem intramuskulären Impfstoff Vaxzevria von Astrazeneca, der allerdings ein anderes Schimpansen-Adenovirus verwendet.
Das Prinzip ist jedoch dasselbe. Die Adenoviren sind mit einer Genkopie für das S-Protein von SARS-CoV-2 ausgestattet, das nach der Impfung von den Körperzellen gebildet wird. Bei Vaxzevria übernehmen Muskelzellen diese Aufgabe, bei BBV154 erfolgt die Produktion in den Schleimhautzellen der Nase.
Dies hat den Vorteil, das neben dem systemischen Immunsystem mit der Produktion von IgM- und später IgG-Antikörpern auch das lokale Immunsystem auf der Schleimhaut aktiviert wird. Durch die Produktion von IgA-Antikörpern könnte dort die Infektion frühzeitiger abgewehrt werden als nach einer intramuskulären Impfung.
Ob iNCOVACC diese Erwartung erfüllt, bleibt abzuwarten. Publiziert wurden bisher nur Ergebnisse aus tierexperimentellen Studien an Mäusen, Hamstern und Rhesus-Makaken. Bei den Tieren erzeugte eine einzelne intranasale Dosis von BBV154 eine solide Immunantwort, zu der auch die Produktion von IgA-Antikörpern in der Schleimhaut gehörte.
Die Tiere waren nach einer Exposition weitgehend vor einer Erkrankung geschützt. Bei den Mäusen kam es teilweise zu einer sterilisierenden Immunität: Nach einer Exposition mit SARS-CoV-2 war keinerlei Replikation der Viren mehr im Körper nachweisbar, auch nicht in den Atemwegen.
Ob die intranasale Impfung in diesem Punkt auch beim Menschen gegenüber den intramuskulären Impfstoffen im Vorteil ist, lässt sich mangels vorliegender klinischer Daten nicht beurteilen – es ist unwahrscheinlich, dass diese Frage untersucht wurde.
Der Hersteller hat den Impfstoff nach eigener Angabe bei etwa 3.100 Erwachsenen getestet, die iNCOVACC oder Placebo zur Grundimmunisierung erhielten. Weitere etwa 875 Personen haben eine Dosis des intranasalen Impfstoffs als Booster nach einer Grundimmunisierung mit einem intramuskulären Impfstoff erhalten.
Nach einer Recherche von Nature sind weltweit etwa 100 intranasale oder inhalative Impfstoffe entwickelt worden, von denen derzeit 20 klinisch erprobt werden.
Neben den jetzt in China und Indien zugelassenen Vakzinen von Bharat Biotech und CanSino, befindet sich ein weiterer Impfstoff aus China (Wantai Biological Pharmacy), eine Vakzine aus dem Iran (Razi Vaccine and Serum Research Institute) und aus Indien (Serum Institute of India zusammen mit Codagenix aus den USA) in der Phase 2.
Ein Impfstoff aus Kuba und Mexiko (in Zusammenarbeit mit der Icahn School of Medicine, New York) haben die Phase 2 erreicht. Vakzinen von AstraZeneca (mit der Universität Oxford), Meissa Vaccines (aus Redwood City/Kalifornien) und CyanVac (aus Athens/Georgia) sind erst in der Phase 1 angekommen.
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