COVID-19: Studie findet kein erhöhtes generelles Thromboserisiko nach Impfung

Padua/Berlin – Zerebrale Sinus- und Venenthrombosen nach einer Coronaimpfung sind nicht die Folge einer globalen Gerinnungsstörung. Das geht aus einer neuen Studie der Universität von Padua hervor, die in der Zeitschrift Thrombosis Research erschienen ist (2021; DOI: 10.1016/j.thromres.2021.06.016).
Nach COVID-19-Impfung wurden, wenn auch sehr selten, zerebrale Sinus- und Venenthrombosen beobachtet. Die italienischen Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob die Impfstoffe ein prothrombotisches Milieu verursachen oder bei Menschen mit Prädisposition für Gerinnungsstörungen zusätzliche Bedingungen für eine Hyperkoagulabilität schaffen.
Die 190 Probanden waren Angehörige der Universität Padua beziehungsweise arbeiten in der zugehörigen Universitätsklinik. Die Studie evaluierte die Gerinnungsprofile in Woche 2 nach der 1. Impfdosis und suchte Hinweise auf eine globale Hyperkoagulabilität.
Eine Kohorte von 28 ungeimpften Familienmitgliedern der Probanden diente als Kontrollgruppe. Das Gerinnungsmonitoring umfasste neben der Thrombozytenzahl spezielle Laboruntersuchungen wie die Impedanz-Aggregometrie zur Prüfung der Thrombozyten-Funktion, die Thrombelastometrie zur Prüfung der Stabilität des Blutgerinnsels sowie die Bildung des Gerinnungsfaktors Thrombin aus der inaktiven Vorstufe Prothrombin (Faktor II). Insgesamt hatten 101 Probanden (53,2 Prozent) den Astrazeneca-Impfstoff und 89 (46,8 Prozent) die Biontech/Pfizer-Vakzine erhalten.
Die Forscher fanden nach den Impfungen keine Veränderungen oder Unterschiede im Gerinnungsprofil der einzelnen Gruppen. Die gesonderte Betrachtung von Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, und von Trägerinnen von Thrombophilie-Genen zeigte ebenfalls keine Auffälligkeiten.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) weist daraufhin, dass ein Forscherteam aus Greifswald (NEJM 2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2104840) zuvor bei Patientinnen und Patienten mit postvakzinalen (Hirnvenen-) Thrombosen einen speziellen immunologischen Pathomechanismus nachgewiesen hat, der die Thrombosen erklären kann.
Er ähnelt dem Mechanismus einer bekannten immunologischen Koagulopathie, die als seltene Komplikation einer Heparingabe auftreten kann, der „HIT Typ II“ (heparininduzierte Thrombozytopenie).
„Wenn in den 2 Wochen nach der Impfung mit einem Vektorimpfstoff anhaltende Kopfschmerzen oder Durchblutungsstörungen auftreten, sollte die Thrombozytenzahl gemessen werden. Wenn eine Thrombozytopenie vorliegt, müssen die PF4-Antikörper bestimmt werden“, erläuterte der DGN-Generalsekretär Peter Berlit. „Zum Glück wissen wir, wie die seltene Komplikation erfolgreich behandelt werden kann“, betonte er.
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