Medizin

Cyclosporose: Sommerliches Reiseandenken aus Mexiko

  • Dienstag, 25. Juli 2017

Stockholm - In Großbritannien ist es im dritten Sommer in Folge zu einem Anstieg von Cyclospora-Infektionen bei Reiserückkehrern aus Mexiko gekommen. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hält es für möglich, dass sich auch Touristen aus anderen Ländern mit dem wenig bekannten Erreger infiziert haben.

Die Cyclosporose ist Folge einer Infektion mit dem Protozoon Cyclospora cayetanensis, der länger anhaltende, wässrige Durchfälle auslösen kann. Die Infektion erfolgt in der Regel über das Trinken von Wasser oder den Verzehr von Nahrungsmitteln, die mit Oozysten, den Dauerformen des Parasiten, kontaminiert sind. Häufig sind dies roh verzehrte pflanzliche Lebensmittel (Himbeeren, Basilikum, Zuckererbsen und Salat), die beim Anbau mit Fäkalien in Kontakt gekommen sind. Die Inkubationszeit beträgt meist eine Woche (0 bis 14 Tage). 

Bei immungesunden Patienten ist die Erkrankung selbstlimitierend. Der Durchfall kann aber über mehrere Wochen anhalten. Bei Patienten mit einer Immunschwäche, etwa bei einer HIV-Infektion (vor allem bei Ko-Infektion mit Tuberkulose) kann es zu schwereren Verläufen mit Guillain-Barré-Syndrom, reaktiver Arthritis und Infektionen von Gallengängen und -blase kommen. Die Behandlung besteht aus einer Rehydrierung und der Verabreichung von Antibiotika (meist Cotrimoxazol).

Dass Cyclospora beim Menschen Durchfallerkrankungen auslösen können, wurde übrigens erst 1979 erkannt. In Deutschland ist es im Dezember 2000 zu einem Ausbruch mit 34 Fällen im Kreis Reutlingen in Baden-Württemberg gekommen. Alle Erkrankungen hatten im selben Gasthof gegessen. Die Infektionsquelle wurde ein Mixsalat identifiziert, dessen Herkunft in die Provinz Bari in Italien zurückgefolgt werden konnte (Epidemiologisches Bulletin 20/2001).

Die jetzt in England diagnostizierten Erkrankungen traten bei Touristen auf, die zuvor Mexiko besucht hatten, vorzugsweise die Regionen Riviera Maya und Cancun. Bisher erkrankten 58 Personen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Im letzten Jahr waren 440 Erkrankungen bekannt geworden, um Jahr zuvor 79 Erkrankungen.

Da kaum anzunehmen ist, dass die Infektionen in Restaurants oder Hotels erfolgten, die ausschließlich von Briten besucht werden, dürfte es auch bei Touristen aus anderen EU-Ländern zu Infektionen gekommen sein, die vielleicht nur nicht diagnostiziert wurden. 

Ein Verdacht besteht laut Robert Koch-Institut bei Reiserückkehrern, die über langanhaltende wässrige Durchfälle klagen. Cyclospora cayetanensis kann ähnlich wie Kryptosporidien mit Hilfe der modifizierten Ziehl- Neelsen-Färbung in Stuhlausstrichen nachgewiesen werden. Der Erreger ist mit einem Durchmesser von 8 bis 12 µm etwa doppelt so groß wie Kryptosporidien (4 bis 6 µm). Ein PCR-Nachweis ist möglich. Speziallaboratorien sollten über Tests verfügen.

rme

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