Dänemark entschädigt Opfer von Zwangsverhütung in Grönland

Kopenhagen – Die dänische Regierung hat Opfern von Zwangsverhütungen in Grönland Entschädigungszahlungen in Höhe von umgerechnet 40.000 Euro zugesagt.
Das von der dänischen Regierung jahrzehntelang praktizierte Zwangsverhütungsprogramm habe „schwerwiegende Konsequenzen“ für die Frauen in Grönland gehabt, die unter körperlichen und psychischen Folgen gelitten hätten, erklärte die dänische Gesundheitsministerin Sophie Löhde gestern.
Das Programm beeinflusse noch heute Grönlands Bild von Dänemark, fügte die Ministerin hinzu. „Leider können wir diesen Frauen den Schmerz nicht nehmen, aber eine Entschädigung hilft dabei, ihre Erfahrungen anzuerkennen und sich dafür zu entschuldigen“, erklärte Löhde.
Zwischen 1960 und 1991 hatten die dänischen Behörden etwa 4.500 Inuit-Frauen zwangsweise eine Verhütungsspirale eingesetzt. Viele der Frauen blieben dauerhaft unfruchtbar, fast alle trugen körperliche und psychische Schäden davon. Ziel der Maßnahme war es, die Geburtenrate in der indigenen Bevölkerung Grönlands zu senken.
Im September hatte sich die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen bei einem Besuch in Grönland persönlich bei den Opfern des Zwangsverhütungsprogramms entschuldigt.
Um die angekündigte Entschädigung zu erhalten, müssen Opfer in der Lage sein, eine „glaubwürdige Darstellung“ zu liefern und eidesstattlich erklären, dass ihnen das Verhütungsmittel ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung eingesetzt wurde. Das Entschädigungsprogramm soll am 1. Juni 2026 beginnen.
Grönland war seit 1953 keine dänische Kolonie mehr, blieb aber Teil des dänischen Staatsgebiets. Erst 2009 erlangte die flächenmäßig größte Insel der Welt weitreichende politische Autonomie.
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