Darmkrebs: Effektive Früherkennung durch einmalige Sigmoidoskopie
Turin – Neben der in Deutschland präferierten Koloskopie kann auch die weniger belastende und kostengünstigere Sigmoidoskopie Inzidenz und Sterblichkeit am Darmkrebs senken, wie eine randomisierte klinische Studie aus Italien im Journal of the National Cancer Institute (JNCI 2011; doi: 10.1093/jnci/djr284) zeigt.
Nereo Segnan von der Universität Turin und fünf weitere Zentren in Italien hatten 237.000 Männer und Frauen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren angeschrieben und zu einer Darmkrebsvorsorge eingeladen. Vorgesehen war eine einzelne Sigmoidoskopie. Nur etwa 56.000 Personen zeigten sich interessiert.
Randomisiert wurden dann 34.272 Personen, doch von den 17.316 Personen, die auf eine Sigmoidoskopie randomisiert wurden, nahmen am Ende nur 9,911 Personen an der Früherkennung teil. Bei 55 Personen (0,55 Prozent) wurde eine Krebsoperation notwendig, bei weiteren 395 Personen wurde eine Koloskopie durchgeführt.
Inzwischen sind 10,5 Jahre vergangen, und die jetzt vorgestellten zeigen, dass die Früherkennung Inzidenz und Mortalität des Kolorektalkarzinoms signifikant senkte. Die Inzidenzrate wurde von 176,43 auf 144,11 pro 100.000 Personenjahre gesenkt. Die Mortalität sank von 44,45 auf 34,66 pro 100.000 Personenjahre.
Segnan unterscheidet zwischen einer „intention-to-treat“-Analyse und einer „per-protocol“-Analyse. Die erste umfasst alle Personen, die randomisiert wurden, also auch jene, die dann doch nicht an der Untersuchung teilnahmen.
Die Reduktion der Krebsinzidenz betrug 18 Prozent und die Reduktion der Krebssterblichkeit 22 Prozent. Günstiger sind die Ergebnisse der „per-protocol“-Analyse, die nur jene Personen einschließt, die tatsächlich gescreent wurden. Hier wurde die Inzidenz um 31 Prozent und die Mortalität um 38 Prozent reduziert.
Die Ergebnisse sind mit denen des UK Flexible Sigmoidoscopy Screening Trial vergleichbar, die im letzten Jahr im Lancet (2010; 375: 1624-33) publiziert wurden. Dort hatte die einmalige Sigmoidoskopie nach 11,2 Jahren in der „Intention-to-treat“-Analyse die Inzidenz um 23 Prozent und die Mortalität um 31 Prozent gesenkt. In der „per-protocol“-Analyse war die Inzidenz um 33 Prozent und die Mortalität um 43 Prozent gesunken.
Damit steht für den Editorialisten Timothy Church von der Universität von Minnesota in Minneapolis fest, dass das Sigmoidoskopie-Screening effektiv ist (JNCI 2011; DOI: 10.1093/jnci/djr300).
Angesichts der beachtlichen Ergebnisse in der „per-protocol“-Analyse stellt sich für den Public-Health-Forscher die Frage, ob die zusätzlichen Kosten einer Koloskopie überhaupt gerechtfertigt sind. Dies dürfte demnächst Gegenstand von Kosten-Nutzen-Analysen sein. Da es aber keine direkten Vergleichsstudien gibt, sind keine eindeutigen Antworten und damit vorerst kein Ende der Debatte zu erwarten.
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