Das Irene Salimi Kinderhospital – Lichtblick in einer zerstörten Stadt
Im April 2005 hat das deutsche Ehepaar Helma und Gerolf Dechentreiter im afghanischen Kabul das Irene Salimi Kinderhospital (ISH) eröffnet. Ihren Namen erhielt die Fachklinik für Kinderorthopädie und Chirurgie zur Erinnerung an die ebenfalls aus Deutschland stammende Irene Salimi, die gemeinsam mit ihrem afghanischen Ehemann Osman Salimi, während der kommunistischen Mujaheddin- und der religiös-fundamentalistischen Taliban-Zeit wichtige Beiträge für die deutsch-afghanischen Beziehungen geleistet hat.
Geleitet wird das Irene Salimi Kinderhospital von den Stiftungsvorständen Helma und Gerolf Dechentreiter sowie dem afghanischen Kinderorthopäden und Chefarzt Dr. Abdul Maruf Niazi. Die Finanzierung erfolgt über die eigens dafür ins Leben gerufene Georg Dechentreiter Wohlfahrts-Stiftung (GDWS).
Kriegsbedingt gibt es in Afghanistan zahlreiche Minenopfer, darunter viele Kinder. Hinzu kommen beinahe täglich Unfallopfer aufgrund der schwierigen Straßenverkehrssituation im übervölkerten Kabul. Für ihre angemessene Behandlung ist der Betrieb einer orthopädischen Fachklinik erforderlich, die internationalen Standards entspricht.
Das Kinderhospital ist eine kleine Oase in dem vom Krieg zerstörten Kabul, denke ich, als ich den wunderschönen Innenhof der Klinikanlage betrete. Der Innenhof ist sehr geschmackvoll angelegt und – wie an vielen Orten in Nordafghanistan – blühen üppige Rosen. Die Gebäude sind in einem hellen Rot gestrichen, und die großen Fenster sind violett eingerahmt.
Der Grundstein für dieses anspruchsvolle Vorhaben wurde Ende 2002 gelegt, als die Dechentreiters mit dem afghanischen Gesundheitsministerium übereinkamen, die orthopädische Kinderklinik zu errichten. Hierzu wurde das Gelände eines im Krieg zerstörten Tuberkulose-Krankenhauses an das „Irene Salimi Kinderhospital Kabul“ übereignet. Das afghanische Gesundheitswesen kann derzeit nicht selbst flächendeckend medizinische Versorgungseinrichtungen anbieten. Daher ist Hilfe aus dem Ausland dringend notwendig und höchst willkommen.
Heute füllt das Kinderhospital eine wichtige Versorgungslücke. Während die großen weltweit agierenden Hilfsorganisationen die Basisversorgung ganzer Provinzen in Afghanistan übernommen haben, können kleinere Hilfsorganisationen, wie die GDWS, Lösungen für spezielle Bereiche anbieten.
„Hier soll Armen und oftmals schwer kranken Kindern aus dem ganzen Land – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihres Geschlechts – auf best möglichem Niveau geholfen werden“, erklärt Gerolf Dechentreiter und führt weiter aus: „Da Kinder mit Behinderungen in Afghanistan stigmatisiert und ausgegrenzt werden, hat ihre Genesung über das Medizinische hinaus auch einen hohen sozialen Wert.“
Bei Planung und Aufbau des ISH hat die Heidelberger Universitätsklinik unterstützend mitgewirkt. Das Gebäude selbst wurde mit Glasarbeiten von Studierenden der Fachrichtung Glasgestaltung und Malerei der Kunstakademie Stuttgart versehen. Auch deutsche Unternehmen spendeten mehrere Tonnen Material, von Bettdecken bis hin zu einem Röntgengerät.
Das Ärzteteam des Kinderhospitals ist derzeit noch international zusammengesetzt, denn bis genügend afghanische Ärzte auf dem gleichen medizinischen Niveau sind, wird es noch Jahre dauern. Nur wenige Ärzte in Afghanistan hatten bisher die Möglichkeit, im Ausland zu studieren, um sich auf diese Weise ein aktuelles, fachspezifisches Wissen anzueignen. Um im ISH einen möglichst hohen medizinischen Standard gewährleisten zu können, hofft Gerolf Dechentreiter, dass auch künftig Ärzte aus Deutschland zeitweise dort operieren. „Die Operationen werden gegenwärtig von wechselnden deutschen Teams unterstützt, wobei die Fortbildung afghanischer Ärzte integriert wird. Ein fest angestellter deutscher Chefarzt steht ganz oben auf der Wunschliste des ISH“, erklärt Dechentreiter weiter.
Während meines Besuchs sitzen in einem Aufenthaltsraum zwei Kinder und spielen. Beide wurden im ISH erfolgreich operiert und sehen sehr entspannt au
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