Dr. werden ist nicht schwer...
Das nächste Krankenhaus fällt durch
Als ich mich bei meinem aktuellen Arbeitgeber vorstellte, hieß es, dass man einen relativ unerfahrenen Kollegen in einem frühen Stadium der Facharztausbildung suche, weil dies in die Teamstruktur passe. Insgesamt hatte ich den Eindruck, den man mir wohl auch vermitteln wollte: Meine Ausbildung steht im Vordergrund.
Nach kurzzeitig sehr gutem Start fällt die Bilanz jedoch eher ernüchternd aus. Durchschnittlich komme ich nämlich nur noch auf knapp mehr als einen Anfängereingriff pro Woche. Selbst wenn ich für etwas vorgesehen bin, wird manchmal kurz vorher ein erfahrenerer Kollege eingesetzt, weil man ja zeitlich schlecht dran sei.
Meine Assistenzen bei großen Eingriffen lassen sich an einer Hand abzählen. Das meiste an Arbeitsstruktur musste ich mir mühsam selbst erarbeiten und die Hilfestellungen hierbei bestanden meist aus (nicht selten unfairer) Kritik, falls es mal nicht lief. Den Chef muss ich hiervon ausnehmen, da von ihm stets konstruktive Rückmeldungen kamen.
Hier bewahrheitet sich jedoch, was der Akademieleiter eines großen privaten Klinikträgers in seinen Vorträgen zu sagen pflegt(e): Ausbildung ist Oberarztsache! Und fühlen diese– wie derzeit leider der Fall – sich nicht berufen, oder haben zudem noch eine antiquierte Auffassung von Hierarchie, taugt in meinen Augen – salopp gesagt – der ganze Laden nichts.
Nun mag so mancher unken, der es sich gedacht haben will. Dieser Triumph sei ihm gegönnt. Aber für mich ist der Abschied bereits beschlossene Sache. Bei der aktuellen Nachfrage muss ich nicht um jeden Preis an irgendeiner Stelle hängen. Was bisher gut lief, wird auch weiterhin gut laufen und die Missstände werden auch ohne mich Bestand haben. Ich jedenfalls schaue mich mal stillschweigend um.
Wird sicher noch ein Haus finden, das als Investition in die Zukunft ausbilden will,
Euer Anton Pulmonalis
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