Debatte um Zahl der Medizinstudienplätze in Deutschland

Berlin – Das Medizinstudium gehört beim allgemeinen Semesterstart im Herbst zu den beliebtesten Fächern bei Studieninteressierten in Deutschland. Schätzungsweise 10.000 Erstsemesterstudierende werden hierzulande im Oktober mit dem Studium der Humanmedizin starten. Insgesamt beginnen derzeit jedes Jahr in Deutschland rund 12.000 Studierende ihr Medizinstudium an staatlichen Hochschulen.
Bedauerlicherweise würden in der politischen Diskussion immer wieder irreführende Studienplatzzahlen verwendet, sagte Frank Wissing, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT), dem Deutschen Ärzteblatt. „Meist wird vergessen, dass mehrere Medizinische Fakultäten auch im Sommersemester einen Studienstart anbieten.“
Dies war während des Sommers bei einigen Debatten geschehen. Wenn es um die Zahl der Medizinstudienplätze an staatlichen Hochschulen in Deutschland ging, wurde teilweise nur auf den Studienbeginn zum Wintersemester 2024/25 geschaut.
Addiert man jedoch die jüngsten vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) veröffentlichten Zahlen für den Studienstart zum Wintersemester und zum Sommersemester, so standen im Jahr 2024 an staatlichen Medizinischen Fakultäten 12.027 Medizinstudienplätze zur Verfügung.
„Bis 2030 wird diese Zahl durch den Ausbau der Standorte Augsburg, Bielefeld und Cottbus sowie durch Erhöhungen an bestehenden Standorten voraussichtlich auf etwa 13.000 steigen“, schätzt Wissing. Hinzu kämen mehrere Tausend deutsche Medizinstudierende an privaten Einrichtungen im In- und Ausland, die nach ihrer Ausbildung ebenfalls dem Gesundheitssystem zur Verfügung stehen würden.
„Anstatt weitere Forderungen nach einem Ausbau der Studienplätze zu stellen, sollten wir uns gemeinsam darüber Gedanken machen, wie unsere Ärztinnen und Ärzte effektiver in der Patientenversorgung eingesetzt werden können“, so der MFT-Generalsekretär.
Tatsächlich gibt es neben den staatlichen Studienplätzen viele Initiativen in Deutschland, die ein privates Medizinstudium anbieten und für dieses zum Teil hohe Studiengebühren erheben.
Dabei handelt es sich um private Hochschulen, die ein Humanmedizinstudium bis zum deutschen Staatsexamen anbieten, wie beispielsweise die Universität Witten-Herdecke, die Medizinische Hochschule Brandenburg (Neuruppin), die Medical School Hamburg oder die Medical School Berlin.
Zudem gibt es sogenannte Medical Schools, bei denen es sich um Kooperationen mit Universitäten innerhalb der Europäischen Union handelt und die deutsche Approbation dann über die EU-Anerkennungsrichtlinie erteilt werden kann.
Bereits im Juni hatte das CHE veröffentlicht, dass mindestens 9.100 deutsche Medizinstudierende im Ausland studieren würden. In der Debatte um die Lösung des Fachkräftemangels in der Medizin würden sie aber weitgehend ignoriert.
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