Gratwanderung

Der Fall Caster Semenya – unzumutbare Geschlechtsstests

  • Dienstag, 25. August 2009

Nur 1:55,45 Minuten benötigte die Südafrikanerin Caster Semenya bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin über 800 Meter. Ein sensationeller Triumph. Und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack.

Der Leichtathletik-Weltverband (International Association of Athletics Federations, IAAF) meldete nämlich Zweifel an und forderte einen Geschlechtstest, um herauszufinden „ob sie eigentlich ein Mann ist“. Doch lässt sich das Geschlecht wirklich so einfach ermitteln?

Experten, wie Prof. Dr. med. Claudia Wiesemann, Universität Göttingen, meinen „nein“ und vertreten nachvollziehbar die Auffassung, dass im Fall Semenya leichtfertig ein Sportlerleben zerstört werde. So hat bereits die 800-Meter-Läuferin Santhi Soundarajan versucht, sich das Leben zu nehmen, als ihr nach den Asienspielen 2006 die Medaille aberkannt wurde, weil sie ein Y-Chromosom hat.

Dass dieser Befund für den Sport unerheblich ist, müssten eigentlich auch die Sportmedizin-Experten wissen. Denn das Internationale Olympische Komitee hat bereits im Jahr 2000 die Geschlechtstests abgeschafft. Das Geschlecht eines Menschen wird nämlich nicht nur durch die Gene bestimmt, sondern auch durch unterschiedliche Hormone, durch die Psyche und die Gesellschaft. Klare und objektive Kriterien für die Zuordnung als Mann oder Frau gibt es also nicht.

Diese Tatsache räumt auch die IAAF ein. Nur bei Geschlechtsumwandlung nach der Pubertät darf jemand vom Wettbewerb ausgeschlossen werden. Von daher ist es tatsächlich nicht zu akzeptieren, dass Funktionäre sich offenbar in ihren eigenen Richtlinien nicht auskennen und damit einer Diskriminierung von Sportlern Vorschub leisten können.

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