Detmolder Kindermumie: Komplexer Herzfehler war Todesursache

Bochum – Die im Lippischen Landesmuseum Detmold ausgestellte Kindermumie ist vor 6.500 Jahren an einem sehr seltenen angeborenen Herzfehler gestorben, dem sogenannten Hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS). Das berichten Wissenschaftler und Herzspezialisten des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen.
Im Rahmen des „Deutschen Mumien-Projekts“ wurde das Alter der Detmolder Kindermumie bereits vor fünf Jahren auf die Zeit 4.504 bis 4.457 vor Christus datiert – sie ist damit älter als Ötzi. Die frühen Untersuchungen ließen die Todesursache des etwa acht bis zehn Monate alten Kindes offen, das aus Südamerika stammt. Es bestand aufgrund der Voruntersuchungen die Vermutung auf einen Vorhofseptumdefekt des Herzens.
Diese Todesursache hatten die Herzspezialisten aus Bad Oeynhausen jedoch angezweifelt. „Der Vorhof- oder auch Atriumseptumdefekt (ASD) ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Herzens. Aber er ist nicht lebensbedrohlich“, sagte der Kinderkardiologe Nikolaus Haas, Oberarzt im Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler am Herz- und Diabeteszentrums. Die Kinder mit diesem Herzfehler müssten zwar behandelt werden, seien jedoch im Alltag gut belastbar.
In Zusammenarbeit mit dem Leiter des Lippischen Landesmuseums, Michael Zelle, haben die Forscher das Herz der Mumie mit einem hochauflösenden 128-Zeilen- Computertomographen untersucht. Die sogenannten volumetrischen Bilder haben sie mit einem neuen Verfahren umgestaltet. Dabei arbeiteten sie mit dem Institut für Informatik der Universität Paderborn zusammen. Gemeinsam haben die Forscher auch ein dreidimensionales Modell des Herzens erstellt.
„Unbehandelt führt das Hypoplastische Linksherz-Syndrom bereits im frühen Säuglingsalter zum Tod“, so Haas. Es gebe nur sehr wenige Einzelfallberichte, die belegten, dass Kinder mit diesem Herzfehler ohne Behandlung älter als ein Jahr geworden seien.
Heute könnten bei frühzeitiger Diagnostik die meisten Patienten mit drei Operationen so behandelt werden, dass ein weitgehend normales Leben möglich ist. Die Überlebensrate für alle drei komplizierten Operationen betrage über 70 Prozent. In seltenen Fällen oder bei einem später auftretenden Herzversagen sei auch eine Herztransplantation in Betracht zu ziehen, sagt Haas.
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