Deutsche erwarten Beitragssatzsteigerungen bei Kranken- und Pflegeversicherung

Berlin – 86 Prozent der Deutschen erwarten steigende Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung in diesem oder im kommenden Jahr. Das zeigt eine repräsentativen Forsa-Umfrage, die der AOK-Bundesverband in Auftrag gegeben hat.
Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Carola Reimann, fordert daher eine Trendumkehr in der Gesundheits- und Pflegepolitik. „Seit Jahren lässt man die Sozialversicherungsbeiträge laufen und dehnt die Belastungsgrenzen der gesetzlich Versicherten aus. Das darf nicht so weitergehen“, sagte sie. Der Bund müsse seiner Finanzverantwortung nachkommen und außerdem die Ausgaben drosseln, so ihre Forderung.
Bereits zum Jahreswechsel hatten die meisten Kranken- und Pflegekassen ihre Beiträge anheben müssen. Der erhobene durchschnittliche Zusatzbeitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sprang um über 1,2 Prozentpunkte von 1,7 auf 2,92 Prozent. In der sozialen Pflegeversicherung stieg der allgemeine Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte.
Laut der Umfrage fühlt sich fast jeder zweite Befragte dadurch sehr oder eher belastet (17 beziehungsweise 29 Prozent). In Ostdeutschland gab dies sogar die Mehrheit an (52 Prozent).
Die Umfrage signalisiert auch, dass die Bürgerinnen und Bürger im Gesundheitswesen einen Reformstau sehen. Demnach halten 91 Prozent die Stabilisierung der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung für sehr wichtig oder eher wichtig.
Gleichzeitig haben aber nur 20 Prozent der Befragten den Eindruck, dass die Beitragsgelder zur Kranken- und Pflegeversicherung „im Großen und Ganzen wirtschaftlich eingesetzt“ werden.
Dagegen glauben 70 Prozent der Befragten, dass „die Beitragsgelder zu wenig effizient eingesetzt werden und zu viel Geld verschwendet“ werde. Rund zehn Prozent antwortete mit „weiß nicht“ oder machte keine Angabe.
„Ohne Zweifel gibt es einen hohen Reformbedarf, es versickert heute zu viel Beitragsgeld in veralteten und unkoordinierten Strukturen“, sagte Reimann. Nötig seien „tiefgreifenden Strukturreformen“. „Wir brauchen einfach mehr Koordination und Effizienz in der GKV und in der sozialen Pflegeversicherung“, betonte sie.
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