Politik

Deutsche gehen häufiger zum Arzt

  • Mittwoch, 20. Januar 2010
dpa
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Berlin – Die Zahl der Arztbesuche in Deutschland steigt. Dabei nimmt die Behandlungsdauer pro Patient weiter ab. Insgesamt 45 Patienten werden pro Tag von einem Arzt behandelt. Es bleiben acht Minuten für den einzelnen Patientenkontakt.

Zu diesem Ergebnis kommt der „Barmer GEK-Arztreport“ zur ambulanten Versorgung in Deutschland, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Bundesweit stiegen die Behandlungsfälle seit 2004 um rund fünf Prozent, was der Studie zufolge auf Direktabrechnungen von Laborgemeinschaften zurückgehen dürfte. Während jeder Versicherte im Jahr 2007 im Schnitt 17,7 mal einen niedergelassenen Arzt aufsuchte, stieg die Zahl der Arztkontakte 2008 Hochrechnungen zufolge auf 18,1. Im Jahr 2004 wurden pro Versichertem hingegen nur 16,4 Arztbesuche registriert.

Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover bemängelte, dass für den einzelnen Patientenkontakt offenbar immer weniger Zeit bleibe.

Fraglich ist der Studie zufolge, ob die hohe Anzahl der Patientenkontakte eine Über- oder Fehlversorgung ist. Die Barmer GEK sieht darin ein gutes Indiz für die hohe Akzeptanz des Gesundheitssystems. Dennoch fordert stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse, Rolf-Ulrich Schlenker, eine bessere „kooperative Steuerung“.

Ein Teil der für 2008 hochgerechneten rund 1,5 Milliarden Arztbesuche bei den rund 140.000 niedergelassenen Medizinern lasse „auf Drehtüreffekte und Doppeluntersuchungen“ schließen, erklärte Schlenker.

Mit durchschnittlich 224 Patientenkontakten pro Woche, 45 Patienten pro Werktag und ein Zeitkontingent von acht Minuten pro Patient sei die Behandlungsfrequenz deutscher Ärzte im internationalen Vergleich doppelt so hoch.

Die Wirkung der Praxisgebühr sei fraglich und die grundsätzlich sinnvolle hausarztzentrierte Versorgung stecke in der Sackgasse. Um diese gezielt zu steuern, müssten Schenker zufolge künftig direkte Vereinbarungen zwischen Krankenkassen, Hausarztverbänden und Kassenärztlichen Vereinigungen möglich sein.

Offen zeigte sich Schenker auch für Vorschläge der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, durch eine bessere Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Kassen die ärztliche Versorgung auf dem Land etwa durch tageweise Sprechstunden von Allgemein- und Fachärzten zu verbessern. Der Arztreport erscheint seit 2006 jährlich und wird vom ISEG erstellt.

ddp/afp

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