Deutscher Apothekertag: Apotheker ist ein Heilberuf

Köln – Über ein neues Leitbild und neue Versorgungsstrukturen debattieren Apothekerinnen und Apotheker noch bis Freitag auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf. Man wolle mit Politik und Gesellschaft in eine Debatte darüber eintreten, welche Funktionen selbstständige Apotheker ausbauen und welche sie neu übernehmen sollen, erklärte der Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Friedemann Schmidt am Mittwoch zur Eröffnung.
Nach Ansicht des ABDA-Präsidenten hat der Beruf dann Zukunft, wenn die Apotheker dessen heilberufliche Komponente ausbauen. Angesichts einer alternden Bevölkerung müssten überall im Gesundheitswesen die Schwerpunkte anders gesetzt werden. Als Arzneimittelexperten seien Apotheker neben Ärzten die wichtigsten Partner für chronisch kranke ältere Menschen.
Schmidt sprach sich für den Erhalt der wohnortnahen inhabergeführten Apotheke aus. Obwohl die Zahl der Apotheken in den letzten Jahren gesunken sei, sei bisher nirgendwo in Deutschland der pharmazeutische Notstand ausgebrochen. Die Ausdünnung der Versorgungslandschaft führe jedoch im Einzelfall zu einer Mehrbelastung mit Nacht- und Notdiensten, insbesondere auf dem Land.
Absage an „Videoapotheke“ oder „Apothekerbus“
Für „Videoapotheke“ oder „Apothekerbus“ bestehe allerdings keine Notwendigkeit. „Wer solche Versorgungsformen propagiert, nimmt die Menschen in den betroffenen Regionen auf die Schippe“, sagte Schmidt. Er reduziere die Arzneimittelversorgung auf die Distribution von Produkten und das Versorgungsproblem der Menschen auf eine logistische Aufgabe. Alte und kranke Menschen bräuchten dagegen jemanden, der ihre Verhältnisse und gesundheitlichen Probleme kenne, der mit ihnen spreche und den Kontakt zu ihrem Arzt und dem Pflegedienst halte.
„Das geht einzig mit der nächstgelegenen Apotheke und aus der nächstgelegenen Apotheke“, betonte der ABDA-Präsident. „Wir, die Apothekerinnen und Apotheker in eigeneverantwortlich geleiteten Apotheken geben die bedarfsgerechte Antwort auf die Herausforderungen der Demografie und der Landflucht und zwar vor Ort.“
Die wirtschaftliche Situation der Apotheker habe sich zwar verbessert, sei aber immer noch nicht befriedigend, führte ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz aus. Das lasse sich an der stetig weiter sinkenden Zahl der Apotheken erkennen. „Wir werden uns daher auch in der nächsten Zeit für eine Verbesserung der Vergütung einsetzen müssen.“
Dennoch hat der Verband nach Ansicht von Schmitz einiges erreicht. So sei der Festzuschlag seit 1. Januar von 8,10 Euro auf 8,35 Euro gestiegen. Er ist Teil des Honorars der Apotheker. Sie erhalten bei der Abgabe eines verschreibungspflichtigen Medikaments einen Festzuschlag sowie drei Prozent vom Herstellerabgabepreis. Die Erhöhung des Festzuschlags schlug Schmitz zufolge mit 190 Millionen Euro zu Buche.
Außerdem sei es gelungen, rund 120 Millionen Euro jährlich für eine Notdienstpauschale durchzusetzen. Diese komme vor allem Apothekern in strukturschwachen Gegenden zugute, die aufgrund einer geringeren Apothekendichte häufig Notdienste leisten müssten. Rechts- und Planungssicherheit gebe es bis 2015 auch beim Apothekenabschlag. Der Rabatt, den die Apotheken den gesetzlichen Krankenkassen gewähren müssen, wird 2013 und 2014 bei 1,80 Euro liegen und 2015 bei 1,77 Euro.

Den hohen Stellenwert der wohnortnahen Apotheken für die Arzneimittelversorgung stellte auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) bei der Eröffnungsveranstaltung in Düsseldorf heraus. Ebenso wie ABDA-Präsident Schmidt betonte Bahr, dass der Apotheker ein Heilberuf sei. Deshalb sollten Apotheker auch so vergütet werden, dass die Beratung im Mittelpunkt stehen könne.
An Apotheker und Ärzte appellierte er, die Erprobung des sogenannten ABDA/KBV-Modells endlich umzusetzen. Das Modell sieht vor, dass Ärzte zukünftig Wirkstoff, Stärke, Menge und Darreichungsform verordnen und die Apotheker das geeignete Präparat auswählen. Ein Medikationskatalog legt auf Wirkstoffbasis Mittel der Wahl für bestimmte Indikationen fest. Ebenfalls Teil des Modells ist ein Medikationsmanagement, das sich an chronisch kranke Patienten richtet, die mehrere Arzneimittel dauerhaft einnehmen. „Der Gesetzgeber hat das Medikationsmanagement ermöglicht. Wir sollten hier jetzt vorankommen und evaluieren, ob das Konzept gangbar ist“, sagte Bahr. /HK
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