Deutschland bei Digitalisierung öffentlicher Dienste in Europa auf Platz 21

Düsseldorf – Die Kommission der Europäischen Union (EU) hat Deutschland bei ihrem alljährlich erscheinenden „Digital Economy and Society Index“ (DESI-Index) abgeschlagen auf Platz 21 eingruppiert. Darauf hat jetzt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hingewiesen. Der Index bewertet das sogenannte E-Government und E-Health. Auf den ersten Plätzen finden sich die Länder Finnland, Estland und Dänemark.
Estland hat flächendeckend eine elektronische Gesundheitsakte eingeführt, die alle medizinischen Daten einer Person von der Geburt bis zum Tod enthält. Hierin finden sich Befunde, Röntgenbilder, Medikationsdaten und so fort, die von behandelnden Ärzten und den Patienten eingesehen werden können. Seit 2017 können Bürger selbst Daten einpflegen, wie etwa solche aus privat genutzten Gesundheits-Apps.
Nationale Statistik
Sämtliche Gesundheitsinformationen werden anonymisiert zur Erstellung einer nationalen Statistik genutzt. Dies soll helfen, Gesundheitstrends zu erfassen, Epidemien zu verfolgen und den Ressourcenverbrauch zu prüfen. „Mit der Digitalisierung von Lebensbereichen ist immer auch ein steigendes Sicherheitsrisiko verbunden. Das Beispiel Estland zeigt, dass die Lösung nicht Verweigerung der Digitalisierung an sich, sondern eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen ist“, sagte Daniel Zehnich, Leiter des Kompetenzzentrums „apoHealth“ der Bank.
Beispiel Finnland: Anders als in Estland müssen die Finnen Medizinern den Zugriff auf ihre Daten zunächst aktiv erlauben. 48 Prozent der Patienten gestatten dies den Ärzten bereits. Dies Zahl spiegelt der Apobank zufolge das wachsende Einverständnis der neuen, internetaffinen Generationen für E-Health-Dienste. „Hier zeigt sich, dass die Digitalisierung nicht staatlich verordnet werden muss, sondern im Eigeninteresse der Patienten liegt“, so Zehnich.
Digitalisierung kann Prozesse vereinfachen
Auch in Dänemark erstellen die Hausärzte laut dem Bericht vollumfängliche elektronische Patientenakten. Alle Labor-Testergebnisse aus Krankenhäusern und 99 Prozent der Überweisungen würden papierlos übermittelt. „Auch wenn die Strukturen der Länder nicht pauschal auf das deutsche Gesundheitswesen übertragbar sind, zeigen die Beispiele doch, wie die Digitalisierung wichtige Abläufe vereinfachen kann“, sagte Zehnich. Beispielsweise lasse sich mit einer grundlegenden Vernetzung der Sektoren auch deren Zusammenarbeit besser organisieren. „Ein Umstand, der – würde er in Deutschland zum Tragen kommen – nicht nur den Patienten entlasten, sondern auch die Kosten für Gesundheitsausgaben reduzieren könnte“, so Zehnich.
Die Apobank weist darauf hin, dass die in dem Digitalindex bestplazierten Länder alle über eine ausdrückliche Digital-Health-Strategie verfügen. „Dass sich auf politischer Ebene jetzt eine Arbeitsgruppe Gesundheit gebildet hat, die parallel zur legislativen Arbeit einen strukturierten E-Health-Strategieprozess anstoßen will, begrüßen wir sehr. Perspektivisch sollte es damit möglich sein, die verschiedenen Marktakteure für gemeinsame Ziele zu mobilisieren und so die Weiterentwicklung in den drängenden Fragen des deutschen Gesundheitswesens mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu beschleunigen“, hieß es aus der Bank.
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