Ärzteschaft

Deutschland fehlen mindestens 1.000 Infektiologen

  • Donnerstag, 22. Januar 2015

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) hat die Politik aufgefordert, die Infektiologie in Deutschland strukturell zu stärken statt neue Gesetze und Verordnungen auf den Weg zu bringen. „Wir sehen die Sorgen der Menschen, nehmen sie ernst und begrüßen, dass der Gesetzgeber infektiologische Themen in den Fokus rückt“, sagte der Vorsitzende der DGI, Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.

Doch neue Vorschriften, etwa für Reihenuntersuchungen und Isolierung von Patienten, würden wenig helfen. In der akuten Situation hänge alles von einer zügigen und korrekten Diagnose, dem Einsatz der geeigneten Medikamente und der richtigen Therapiedauer ab. „Dafür brauchen wir keine neuen Screenings, sondern mehr und gut ausgebildete Infektiologen – sie fehlen Deutschland heute“, so Fätkenheuer.

Den Bedarf alleine im Krankenhausbereich schätzt die DGI auf mindestens 1.000 Fachkräfte. Aktuelle Studien zeigen laut der Fachgesellschaft, dass die Überle­benschancen von Infektionspatienten steigen, wenn ein Spezialist für Infektions­krankheiten sich an der Behandlung beteiligt.

Die DGI fordert daher, dass in der Mehrzahl der deutschen Universitätskliniken und in der Hälfte aller Kliniken mit Vollversorgung infektiologische Referenzzentren eingerichtet werden. Dort könne geschultes Personal die klinische Versorgung der Patienten gewährleisten, Krankenhaushygieniker und Mikrobiologen sollten dagegen eher die Sicherheit überwachen.

„Zweifelsohne können sich große Kliniken hier besser aufstellen als kleine Häuser. Wichtig ist aber, dass in jeder Klinik infektiologisch qualifiziertes ärztliches Personal am Krankenbett tätig ist“, so Fätkenheuer. Die Referenzzentren könnten zudem kritische Patienten übernehmen, kleineren Kliniken beratend zur Seite stehen, den Nachwuchs ausbilden und Forschung vorantreiben. Solche Zentren böten sich außerdem hervor­ragend als klinische Partner für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) an, hieß es aus der Fachgesellschaft.

Wie gut eine Klinik in Sachen Infektiologie aufgestellt sei, sollten künftig auch Patienten sehen. Die DGI fordert daher die Veröffentlichung von Strukturkennzahlen, die darüber informieren, wie viele Infektiologen und Hygiene-Experten dort beschäftigt sind.

hil

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