Deutschland übernimmt Vermittlerrolle beim UN-Klimagipfel

Kattowitz – Deutschland übernimmt auf der Weltklimakonferenz in Polen eine Vermittlerrolle beim Streitthema Finanzhilfen für arme Staaten. Zusammen mit Ägypten führt Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth Gespräche mit zahlreichen Vertretern der fast 200 in Kattowitz (Katowice) vertretenen Staaten, wie er heute sagte.
Die Empfängerstaaten fordern vehement, dass die reichen Industrieländer ihre Finanzzusagen transparent und verbindlich ankündigen und darüber Rechenschaft ablegen. Welche Regeln dafür gelten sollen, ist umstritten. Der Gipfel soll am kommenden Freitag abgeschlossen werden.
Die Risiken der Erderhitzung, etwa mehr Stürme, Überschwemmungen und Dürren, sind ungleich verteilt. Viele ärmere Länder des globalen Südens sind stark betroffen, obwohl sie wenig Treibhausgase wie Kohlendioxid ausgestoßen haben.
Bisher haben die reichen Staaten zugesagt, ab 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar zu mobilisieren, um Klimaschutzmaßnahmen in armen Staaten zu finanzieren. Laut Flasbarth geht es nun auch darum, wie die Finanzierung nach 2025 aussieht und ob der Kreis der Empfänger verändert wird.
Deutschland will 70 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen
Unterdessen sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze einen zusätzlichen Beitrag von 70 Millionen Euro als Finanzhilfe für die Anpassung von Entwicklungsländern an den Klimawandel zu. „Wir setzen mit unserer Unterstützung für den Anpassungsfonds ein Zeichen der Solidarität“, teilte die SPD-Politikerin mit. „Denn unter dem Klimawandel leiden die am meisten, die am wenigsten dazu beigetragen haben.“
Der Anpassungsfonds bezahlt etwa Maßnahmen zum Hochwasserschutz oder die Umstellung auf neue Methoden in der Landwirtschaft, die durch den Klimawandel verstärkten Wetterextremen wie Hitze, Sturm oder Starkregen standhalten können. Da er auch kleinere Projekte finanziert und vergleichsweise unbürokratisch ist, ist er bei Entwicklungsländern beliebt. Deutschland ist das wichtigste Geberland des Fonds und hat bisher schon 240 Millionen Euro eingezahlt.
Seit Anfang Dezember beraten in Kattowitz Vertreter aus fast 200 Staaten über Regeln für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, das zum Ziel hat, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Heute tauschten sich Regierungsvertreter, Betroffene und Klimaschützer im Talanoa-Dialog aus. Das Wort kommt aus Fidschi und steht für ein vertrauensvolles Gespräch auf Augenhöhe, keine formelle Verhandlung. Die Gespräche sollten dazu führen, dass Staaten ihre Klimaschutztusagen nachschärfen.
Beraten wird in Kattowitz über Regeln für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, mit dem die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzt werden soll. Schon jetzt hat sich die Welt im Vergleich mit der vorindustriellen Zeit um 1750 um rund ein Grad aufgeheizt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: