Ausland

Deutschland übertrifft laut Analyse das Klimaziel für 2020

  • Dienstag, 5. Januar 2021
/acinquantadue, stock.adobe.com
/acinquantadue, stock.adobe.com

Berlin – Als Folge der Coronakrise hat Deutschland Experten zufolge das Klimaschutzziel für das Jahr 2020 nicht nur geschafft, sondern sogar übertroffen. Der Treibhausgasausstoß habe 42,3 Prozent unter dem Wert von 1990 gelegen, ergab eine Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende. Das eigentlich von der Politik längst abgeschriebene Ziel für 2020 sah 40 Prozent weniger Emissionen als 1990 vor.

Den Berechnungen zufolge gingen die Emissionen um mehr als 80 Millionen Tonnen CO2 zurück auf rund 722 Millionen Tonnen. Zwei Drittel dieser Minderung seien eine Folge der Coronapandemie, ohne sie hätte der Rückgang nur bei etwa 25 Millionen Tonnen gelegen – und das 2020-Ziel wäre verfehlt worden. Dann wäre der Analyse zufolge der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 nur um 37,8 Prozent zurückgegangen.

Wegen der Pandemie ist der Energieverbrauch im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Dazu kamen re­la­tiv hohe CO2-Preise in der EU, die vor allem die klimaschädliche Stromproduktion aus Kohle verteuern, sowie niedrige Gaspreise und ein milder Winter, in dem nicht so viel geheizt wurde. 2020 wurde der Ago­ra-Analyse zufolge erstmals in Deutschland mehr Strom aus Windkraft produziert als aus Kohle, Windräder auf See und an Land waren damit der größte Stromproduzent.

„Echte Klimaschutzeffekte hat es 2020 nur im Stromsektor gegeben“, erklärte der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen. „Verkehr und Industrie werden wieder mehr Treibhausgase ausstoßen, sobald die Wirtschaft wieder anzieht.“ Für 2021 rechne er wieder mit mehr Emissionen. Die Klima­aktivis­tin Luisa Neubauer von Fridays for Future sagte, nichts an diesen Reduktionen sei nachhaltig oder Grund sich zurückzulehnen. Es brauche in den nächsten Monaten Entscheidungen, „die uns tatsächlich vor der Klimakrise schützen.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) verwies darauf, dass die Fortschritte auch eine Folge politischer Entscheidungen seien. „Die CO2-Emissionen gehen nun schon im dritten Jahr in Folge deutlich runter“, sagte die SPD-Politikerin.

„Diese positive Entwicklung beim Klimaschutz ist nicht vom Himmel gefallen.“ Deutschland und Europa hätten Klimaschutz „nicht vergessen, sondern ihn sogar verstärkt.“ Der CO2-Preis der EU wirke. Beim Ausbau von Wind- und Sonnenstrom gelte es, „das Tempo jetzt schnell zu erhöhen“, sagte Schulze. Das forderte auch der Energieverband BDEW.

Die schwarz-rote Koalition will im ersten Quartal dieses Jahres die Ausbauziele für erneuerbare Energien erhöhen, darauf dringt vor allem die SPD. Bisher liegt das Ziel bei 65 Prozent Ökostrom bis 2030. „Es gibt keinen Grund, sich auszuruhen“, mahnte SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch, vor allem in den Be­reichen Verkehr und Wohnen sei viel zu tun. Entscheidend sei, nicht nur die Ökostrom-Ausbauziele zu erhöhen, sondern „Verbindlichkeit und Tempo bei Genehmigungen und Verfahren hier und jetzt“ zu schaffen.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung