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DFG lehnt Förderung für ZB MED-Alternativprojekt zu PubMed ab

  • Dienstag, 18. November 2025
/victoria p., stock.adobe.com
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Berlin/Köln – Das Projekt „Open Life Science Publications Database“ (OLSPub) der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) in Köln wird nicht durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Trotz der hohen Relevanz des Themas und der positiven Bewertung der technischen Konzeption und Umsetzung äußerten die Gutachtenden Bedenken – insbesondere hinsichtlich der Governance-Struktur und der Einbindung internationaler Partner – und lehnten den Förderantrag ab.

Ziel von ZB MED war es, mit OLSPub eine offene, verlässliche und nachhaltige Alternative zur US-amerikanischen PubMed-Datenbank zu schaffen und so die Resilienz und Unabhängigkeit der lebenswissenschaftlichen Forschungsinfrastruktur in Europa zu stärken. Angesichts der Dringlichkeit des Vorhabens hätte man allerdings den OLSPub-Antrag in sehr kurzer Zeit erstellt, erklärt Miriam Albers, eine der Projektleiterinnen. „Einige Aspekte konnten daher noch nicht in der von den Gutachtenden gewünschten Detailtiefe ausgearbeitet werden. Insbesondere die Abstimmung mit internationalen Partnern benötigt viel mehr Zeit.“

Die Ablehnung des Antrags bedauert ZB MED, sieht sich jedoch weiterhin in der Pflicht, das Thema europäische Forschungssouveränität voranzutreiben. Man habe unabhängig von dem jetzt abgelehnten Antrag noch einen weiteren Antrag eingereicht, der die Vision zwar ebenfalls von OLSPub aufgreift, jedoch gezielt auf die zu fördernden Aufgaben und eine bessere europäische Verankerung fokussiert. Über diesen Antrag in der DFG-Förderlinie zu Datensouveränität und Cloud-Infrastrukturen soll noch in diesem Jahr entschieden werden.

„Mit dem neuen Antrag verfolgen wir konsequent unser Ziel, Offenheit, Transparenz und digitale Souveränität in der wissenschaftlichen Informationsversorgung zu stärken“, betont Konrad Förstner, ebenfalls Projektleiter bei OLSPub. Das Projekt soll nicht nur die Resilienz der Dateninfrastruktur stärken, sondern auch langfristig eine nachhaltige, stabile und zukunftsfähige Informationsversorgung in Forschung und Wissenschaft gewährleisten.

Da der neue Antrag selbst bei Bewilligung nur einen Teil der notwendigen Projektkosten abdecken würde, plant ZB MED ergänzende Maßnahmen. „Die Dringlichkeit motiviert uns, auch Lösungen abseits der üblichen Förderverfahren zu suchen“, so Albers. Dazu gehören Spendenkampagnen und die Einbindung weiterer Partnerschaften aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. „Ziel ist es, das Projekt auch unabhängig von nationaler Förderung nachhaltig voranzutreiben.

ZB MED verfolgt dabei eine Doppelstrategie: kurzfristig die Sicherung gefährdeter Datenbestände über die neue DFG-Linie, langfristig den Aufbau einer umfassenden europäischen Infrastruktur mit entsprechender verteilter Finanzierung. „Wir setzen uns vollumfänglich für eine nachhaltige, stabile und zukunftsfähige Informationsversorgung in Forschung und Wissenschaft – insbesondere in der Medizin und den Lebenswissenschaften – ein“, so Förstner.

Die Bedeutung einer solchen Strategie für Europa und einer unabhängigen europäischen Alternative zu PubMed wird für ZB Med vor allem durch die veränderte Wissenschaftspolitik in den USA deutlich. „Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, Handlungsfähigkeit, technologische Entwicklung und wissenschaftliche Exzellenz zusammenzubringen, um auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können“, erklärt Dietrich Rebholz-Schuhmann, Wissenschaftlicher Direktor von ZB MED.

Die Finanzierung wird jedoch wohl eine Herausforderung bleiben. Denn der Haushaltsentwurf des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) sieht Kürzungen der Mittel für die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin um zwei Millionen Euro für das nächste Jahr vor. Dabei ist das Land NRW der alleinige Geldgeber der Deutschen Zentralbibliothek, nachdem das Bundesgesundheitsministerium im vergangenen Jahr seine finanzielle Förderung der ZB Med eingestellt hatte.  

ER

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