Ärzteschaft

Diabetes: Internisten empfehlen Arztbesuch bereits vor der Schwangerschaft

  • Mittwoch, 19. Oktober 2016

Wiesbaden – Weniger als die Hälfte aller schwangeren Frauen mit Diabetes nimmt früh­zeitig ärztliche Hilfe in Anspruch. Darauf haben Experten der Deutschen Gesell­schaft für Innere Medizin (DGIM) hingewiesen. Sie empfehlen Diabetikerinnen, eine Schwanger­schaft gut zu planen und bereits im Vorfeld einen Internisten aufzusuchen.

Laut DGIM wird in Deutschland rund jedes hundertste Kind von einer Mutter mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes geboren. Das Risiko für Komplikationen sei bei diesen Schwanger­schaften deutlich erhöht. Verglichen mit nicht diabetischen Schwangeren erleiden Diabe­tikerinnen der Fachgesellschaft zufolge drei- bis neunmal häufiger eine Frühgeburt. Fehl­bil­dungen kommen zwei- bis viermal so häufig vor und das Risiko, eine für Mutter und Kind lebensbedrohliche Präeklampsie zu entwickeln, liegt bei Diabetikerinnen zwei- bis zehnmal so hoch.

„Frauen mit Diabetes – unabhängig davon, ob dieser vor oder während der Schwanger­schaft erstmals auftritt – sollten immer von einem diabeto­logisch qualifizierten Internisten betreut werden“, sagte DGIM-Generalsekretär Ulrich Fölsch. Zudem sollten Frauen mit einem bereits bekannten Typ-1- oder Typ-2-Diabetes die fachärztliche Hilfe bereits vor der Empfängnis in Anspruch nehmen, um den Stoff­wechsel optimal einzustellen. „Leider wird dies nur in etwa 30 bis 50 Prozent der Fälle konsequent umgesetzt“, erklärte der Me­diziner. Dabei könne diese sogenannte präkon­zeptionelle Beratung und Betreuung für einen guten Ausgang der Schwangerschaft entscheidend sein.

„Das Ziel der diabetologischen Betreuung muss es sein, die Risiken für Mutter und Kind an diejenigen stoffwechselgesunder Frauen anzugleichen“, sagte DGIM-Vorsitzende Pe­tra-Maria Schumm-Draeger. Gerade bei länger bestehendem Diabetes müsse auch auf mögliche Begleiterkrankungen geachtet werden. So empfiehlt die Internistin und Endo­krinologin, den Augenhintergrund bereits bei der Planung einer Schwangerschaft auf eine mögliche Retinopathie hin zu untersuchen. Denn eine augenärztliche Therapie sollte bereits vor der Empfängnis abgeschlossen sein.

Weitaus häufiger als Schwangerschaften von Frauen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes sind laut DGIM allerdings Schwangerschaften, in deren Verlauf die Zuckerkrankheit neu auftritt oder neu diagnostiziert wird. In Deutschland kommt diese als Gestationsdiabetes bezeichnete Komplikation bei rund 4,5 Prozent aller Schwangeren vor. Bei Frauen mit er­höhtem Diabetesrisiko empfehlen die Experten der DGIM, bereits in der Frühschwan­ger­schaft eine Blutglukosemessung vorzunehmen.

hil/sb

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