Diabetes kostet weltweit rund 1,3 Billionen Dollar pro Jahr
Göttingen – Die globalen Kosten der Diabetes-Epidemie belaufen sich auf rund 1,3 Billionen Dollar im Jahr beziehungsweise 1,8 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Das berichten Wissenschaftler der Universität Göttingen zusammen mit einem internationalen Forscherteam in der Zeitschrift The Lancet Diabetes & Endocrinology (2017; doi: 10.1016/S2213-8587(17)30097-9). Diabetes gehört mit geschätzt über 420 Millionen Betroffenen zu den weltweit häufigsten Stoffwechselerkrankungen.
Die Studie der Göttinger Wirtschaftswissenschaftler bezieht die indirekten Kosten ein. Dazu gehören Produktionsausfälle, die durch Mortalität und Morbidität entstehen. Demnach gingen der globalen Wirtschaft im Jahr 2015 455 Milliarden US-Dollar durch Todesfälle, Arbeitsunfähigkeit, Krankheit und verminderte Produktivität verloren. „Frühere Schätzungen bildeten zumeist nur die direkten Kosten von Diabetes ab, also die Gesundheitsausgaben für Insulin, Teststreifen oder etwa die Behandlung von Komplikationen“, sagte Sebastian Vollmer, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Göttingen. Ohne die indirekten Kosten würde aber das Ausmaß des Problems erheblich unterschätzt, so Vollmer.
Deutschland kostet Diabetes laut der Studie rund 1,6 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung, die USA gar 2,6 Prozent. Die Göttinger Studie zeigt jedoch, dass auch viele Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen mit hohen Kosten belastet sind. „Häufig wird besonders Typ-2-Diabetes als eine Wohlstandskrankheit angesehen“, erklärt Christian Bommer, Doktorand im Bereich Entwicklungsökonomie. Dass die Häufigkeit von Diabetes etwa in Indien und China inzwischen ähnliche Ausmaße wie in Europa angenommen habe, sei vielen Menschen nicht bewusst, so Bommer.
Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Düsseldorf hatten vor wenigen Wochen der Zeitschrift Diabetic Medicine ebenfalls eine Auswertung zu den Diabeteskosten vorgelegt. Danach wurden im deutschen Gesundheitssystem im Jahr 2009 und 2010 für die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes einer von zehn Euro ausgegeben. Dies entspreche rund 16,1 Milliarden Euro pro Jahr.
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