Diagnostikaindustrie: Innovationen kommen zu langsam in die Versorgung

Berlin – Die Erwartungen der Diagnostikaindustrie an das wirtschaftliche Wachstum 2013 sind gegenüber dem Vorjahr gedämpft. Zu diesem Ergebnis kommt ihr Verband (VDGH) aufgrund einer Mitgliederbefragung, deren Ergebnisse er heute in Berlin vorgestellt hat. Beteiligt hatten sich 48 von 70 Unternehmen.
Der deutsche Diagnostikamarkt ist im Jahr 2012 nach den bisherigen Berechnungen des VDGH voraussichtlich um 1,5 Prozent geschrumpft (knapp 2,2 Milliarden Euro). Während der Absatz klassischer Labordiagnostik um 2,9 Prozent wuchs, ging er bei den sogenannten Schnelltests um fast acht Prozent zurück. Grund dafür sei zum einen ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses aus dem Jahr 2011, wonach nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker nur noch in Ausnahmefällen Blutzuckerteststreifen als Kassenleistung erhalten. Zum anderen zeige die Budgetierung der Ärzte bei der Verordnung von Teststreifen ihre Wirkung.
Trotz dieser Entwicklung und teilweise gedämpfter Erwartungen will mehr als ein Drittel der Unternehmen so viel in Forschung investieren wie im Vorjahr, über die Hälfte sogar mehr. Als Stärken des Standorts Deutschland wurden die Qualifikation der Mitarbeiter, die gute Zahlungsmoral, ein hohes Versorgungsniveau der Patienten und ein hoher Standard der klinischen Forschung genannt.
Hemmnisse für die Entwicklung von Labordiagnostik sehen die Firmen im Preisdruck auf den Markt, in Konzentrationsprozessen bei den Kunden, im niedrigen Erstattungsniveau der Gebührenordnungen, in der Budgetierung der Leistungserbringer und in langwierigen Aufnahmeverfahren für Innovationen.
Martin Walger, Hauptgeschäftsführer des VDGH, erläuterte, die Vergütung von Laborleistungen nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) würde immer weiter abgesenkt, in den ersten beiden Quartalen 2013 flächendeckend um mehr als 10 Prozent. Auch sei die Aufnahme von neuen Labortests in den EBM nahezu zum Stillstand gekommen.
„Wir erheben nicht den Anspruch, dass alle unsere Vorschläge im Handumdrehen eingespeist werden“, betonte Walger. Gut begründete Vorschläge sollten aber schneller als bisher den Versicherten zugutekommen. Dafür müsse man die bisherigen Verfahren noch „zielgerichteter“ gestalten.
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