Praxistest

Die gute alte Hierarchie

  • Mittwoch, 14. Mai 2014

Eine oft diskutierte Frage ist: Wo steht man als PJ'ler in der Rangordnung? Ist man direkt unter dem Assistenzarzt? Oder ist das zuviel verlangt? Ist man doch eher ein Praktikant, der nach 4 Wochen ohnehin wieder die Station wechselt und von den Assistenzärzten durch den Alltag mitgeschleift wird? Eigentlich halte ich mich lieber aus solchen politischen Diskussionen raus, weil ich glaube, dass ich an einem so starren System nichts ändern kann. Aber ich finde es trotzdem wichtig, dazu eine Meinung zu haben.

Nachdem ich schon einige Zeit lang in einigen Bereichen tätig gewesen bin, würde ich behaupten, dass man als PJ'ler eine sehr schwere Rolle zu tragen hat. Eine Rolle die zwei Eigenschaften in sich vereint, die eigentlich nicht zusammengehören. Und Schuld daran hat meiner Meinung nach das Schubladendenken der Menschen.

Tatsächlich bin ich Student im "Praktischen Jahr", was mich faktisch als Praktikant klassifiziert, also mit allem, was dazugehört: Niemand kann sich meinen Namen merken, ich bekomme kein Geld für die Arbeit, ich muss immer sagen, was ich kann und was nicht, alle haben Angst, dass ich etwas falsch mache, ich darf keine Forderungen stellen und Lob suche ich auch oft vergebens. Also ein typischer Praktikant am Anfang seiner Ausbildung, im Handwerk auch manchmal "Stift" genannt, also die Person die nach Feierabend die Werkstatt zusammenkehrt, einmal überspitzt formuliert.      

Und dann kommt noch dazu, dass ich ja eigentlich schon fast fertig im Beruf stehe, faktisch schon in diesem Jahr im Oktober mein Examen schreibe und ab Januar dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehe. Und das zieht viele Anforderungen nach sich: Ich arbeite selbständig, ich weiß bereits sehr vieles, ich kann auch schon alles und gehe immer fröhlich und pünktlich zur Arbeit und bin dort vor allem fleißig und arbeite solange bis es keine Arbeit mehr gibt. Also wie ein fertiger Arzt, der eine ganze Station schmeißt und seine Patienten in- und auswendig kennt.   

Leider trifft keine der beiden Beschreibungen auf mich zu und das führt zu den vielen Problemen, die man als PJ'ler hat. Ehrlich gesagt, ist mir die Meinung der Krankenschwestern über mich nicht sehr wichtig, ich finde, es gehört wirklich zum guten Ton, sich zumindest den Menschen vorzustellen, mit denen man die meiste Zeit zu tun hat. Und ich finde es richtig, einen Kuchen zu backen, wenn man sich verabschiedet. Das mache ich auch nicht nur für die Schwestern, sondern vor allem für die Ärzte, die mich wirklich angeleitet haben.

Die meisten Ärzte haben nämlich entweder keine Zeit für Praktikanten oder sie sagen mir, dass ich eigentlich schon alles können sollte und fühlen sich nicht verantwortlich, mir etwas beizubringen. Das ist das, was man unbedingt ändern sollte: Die Ärzte sollten sich mehr für uns Studenten verantwortlich fühlen, dann wäre die ganze Problematik mit dem Vorstellen vermutlich überhaupt nicht da, und ich würde mich sehr viel wohler fühlen. Letztendlich hat ein PJ'ler vor allem eins nicht und darüber bin ich auch sehr froh: Verantwortung.

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung