Medizin

Die weltweite Zahl an Erblindeten droht wieder anzusteigen

  • Freitag, 11. August 2017
/nmann77, stock.adobe.com
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Oxford/Cambridge/Heidelberg – Weltweit sind schätzungsweise 36 Millionen Men­schen erblindet. Diese Zahl könnte bis 2050 auf rund 115 Millionen ansteigen, so ein Bericht des Lancet Global Health (2017; doi: 10.1016/S2214-109X(17)30293-0). Die größte Herausforderung durch Blindheit steht laut den Autoren den Entwicklungs­ländern in Südostasien und der Subsahara bevor.  Der Bericht entstand in Zusammen­arbeit von Forschern vieler Universitäten, darunter Oxford, Cambridge und Heidelberg. 

Obwohl die Zahlen Erblindeter und und Sehgestörter in den letzten Jahren rückläufig waren, drohen sie nun durch die immer älter werdende Gesellschaft wieder anzustei­gen, berichten die Autoren. Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie die Präva­lenz von Erblindungen im Zeitraum von 1990 bis 2015 in 188 Ländern.

Außerdem stellen die Autoren Schätzungen für das Jahr 2020 und das Jahr 2050 auf. Die Forscher konnten zeigen, dass die globale Prävalenz von Blindheit von 0,75 Prozent im Jahr 1990 auf 0,48 Prozent bis 2015 gesunken ist. Die Prävalenz schwerer Sehstörungen sank ebenfalls von 3,83 Prozent auf 2,90 Prozent. Die Autoren der Studie sehen dies als Ergebnis sozioökonomischer Entwicklung, gezielter Interventionen und eines besseren Zugangs zur Gesundheitsversorgung.

Prävalenz von Blindheit in Ländern der Subsahara und in Südostasien sehr hoch

Da die Weltbevöllkerung jedoch stetig älter wird, steigt die Zahl Sehbehinderter wieder an. Bis 2020 werden die Raten für Blindheit um 0,50 Prozent und für Sehbeeinträchti­gung um 3,06 Prozent steigen, so die Schätzungen der Autoren. Bis 2050 sollen diese Zahlen noch weiter steigen, wenn keine Behandlung angeboten wird. Die am schwers­ten betroffenen Regionen sind Entwicklungsländer. 2015 betrug die Prävalenz von Blindheit in Ländern der Subsahara und in Südostasien mehr als vier Prozent, während es in Ländern höheren Einkommens weniger als 0,5 Prozent waren. Auch die Raten für eine mittlere bis schwere Sehbehinderung waren in den Entwicklungsländern deutlich höher als in Regionen mit hohem Einkommen. 

„Die neuen Schätzungen machen deutlich, dass es wichtig ist, die Bemühungen gegen Sehschwächen zu verstärken, um so die Lebensqualität, Bildungs- und Berufsmöglich­keiten der Menschen weltweit zu verbessern“, so die Autoren.  Schon geringfügige Sehbehinderungen könnten einen großen Einfluss auf das Leben einer Person, deren Unabhängigkeit und berufliche Möglichkeiten haben. Um der steigenden Anzahl an Menschen mit Sehbehinderung zu begegnen, müssten Investitionen in die Behandlung getätigt werden, so die Forscher. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass diese Investitionen die Prävalenz von Erblindungen senken können.

Laut den Wissenschaft­lern bieten Interventionen gegen Sehbehinderungen eine der größten Investitions­renditen im Gesundheitssektor und zählen zu den am leichtesten umzusetzenden Interventionen in Entwicklungsregionen. Sie seien günstig, benötigten wenig Infra­struktur und die Volkswirtschaften profitierten ebenfalls von den Behand­lun­gen, weil die Patienten wieder arbeitsfähig seien.

hil

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