Medizin

Diese Berufe erhöhen das Blasenkrebsrisiko

  • Freitag, 1. Juli 2016

Sheffield - Nach dem Rauchen ist – mit einem größeren Abstand – die berufliche Belastung mit krebserregenden Substanzen die wichtigste Ursache für Blasenkarzinome. Britische Forscher ermittelten in einer Meta-Analyse in BJU International (2016; doi: 10.1111/bju.13561) eine „Rangliste“ der am meisten gefährdeten Berufsgruppen.

Viele Karzinogene, die über Nahrung oder mit der Luft in den Körper gelangen, werden über die Harnwege wieder ausgeschieden. In der Blase werden sie in konzentrierter Form zwischengelagert, bevor sie bei der Miktion entsorgt werden. Die Schleimhaut der Harnblase ist deshalb besonders anfällig für Krebserkrankungen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 15.500 Personen, gut ein Drittel davon Frauen, an einem invasiven Harnblasenkarzinom.

Tabakkonsum ist der wichtigste Risikofaktor, der nach früheren Studien für etwa 50 Prozent aller Blasenkarzinome verantwortlich ist. An zweiter Stelle folgt eine berufliche Exposition. Die britischen Epidemiologen Richard Peto und Richard Doll haben den Anteil in einer Studie aus dem Jahr 1981 auf 10 Prozent geschätzt. Neuere Unter­suchungen kommen auf einen Anteil von 5 bis 7 Prozent.

Dieser Anteil ist natürlich von Land zu Land verschieden und die Deindustrialisierung in Westeuropa könnte durchaus dazu geführt haben, dass der Anteil abnahm. Tatsächlich ist die Erkrankungsrate bei Männern seit den 1990er Jahren deutlich rückläufig. Epidemiologen führen dies überwiegend auf die Verringerung des Tabakkonsums zurück. Die zurückgegangene berufliche Exposition gegenüber Karzinogenen dürfte jedoch ebenfalls eine Rolle spielen. Es gibt jedoch weiterhin eine Reihe von Berufen, in denen die Beschäftigten einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.

Ein Team um James Catto von der Universität Sheffield hat in einer Meta-Analyse die Daten aus 25 Studien ausgewertet, in denen das Risiko von 702.941 Personen bewertet wurde. Am stärksten gefährdet sind demnach Arbeiter, die mit chemischen Verfahren (RR 1,87; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,50-2,34), Gummi (RR 1,82; 1,40-2,38) oder Farbstoffen (RR 1,80; 1,07-3,04) in Berührung geraten. Aber auch Glasarbeiter (RR 1,66; 1,21-2,27), Kellner (RR 1,30; 1,01-1,65) und Mitarbeiter im Gesundheitswesen (RR 1,16; 1,07-1,26) haben ein erhöhtes Risiko, ebenso Elektriker (RR 1,60 (1,09-2,36), Hochofenarbeiter (RR 1,55; 1,07-2,25),

Dienstpersonal (RR 1,49; 1,05-2,12) und Textilarbeiter (RR 1,74; 1,45-2,08) sind gefährdet. Am höchsten war das Risiko möglicherweise für Feuerwehrleute (RR 4,30; 0,78-23,80) und Brauereiarbeiter (RR 2,09; 0,34-12,88). Der Zusammenhand war hier allerdings nicht statistisch signifikant. Drei Berufe haben ein unterdurchschnittliches Risiko: Dies waren künstlerische Arbeiter (RR 0,66; 0,47-0,92), Lagerarbeiter (RR 0,48; 0,31-0,76) und Fahrer (RR 0,46; 0,28-0,75).

Welche Substanzen für das erhöhte Risiko verantwortlich sind, ist teilweise bekannt. So haben frühere Untersuchungen gezeigt, dass aromatische Aminoverbindungen in Gummi und Farben die Beschäftigten gefährden. Elektriker sind polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ausgesetzt, die bei der Handhabung von Metallen sowie beim Löten und Schweißen freigesetzt werden. Nicht immer lässt sich eine Exposition verhindern. Für Ärzte ist es deshalb nach Ansicht von Catto wichtig, bei den Beschäftigen der betroffenen Berufe frühzeitig an die Möglichkeit eines Blasenkarzinoms zu denken, wenn sie sich mit persistierenden Symptomen der unteren Harnwege vorstellen.

rme

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