Digitale Medien machen Jugendliche unglücklich

San Diego – Ob Tablet, Laptop oder Smartphone – schon ab einer Stunde Nutzung pro Tag schlagen digitale Medien Jugendlichen auf das Gemüt. Der ständige Blick auf den Bildschirm macht Teenager unglücklich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Schülern in den USA. Die Daten stammen aus dem Monitoring the Future (MtF), das mehr als 1 Million Schüler befragte. Am glücklichsten waren aber nicht jene, die gar keine Medien nutzten, sondern etwas weniger als 1 Stunde pro Tag. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher der San Diego State University in Emotion (2018; doi: 10.1037/emo0000403).
Seit dem Jahr 2012 geht es bei Jugendlichen in den USA in dreierlei Hinsicht bergab: Lebenszufriedenheit, Selbstbewusstsein und Glück nehmen immer weiter ab. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Amerikaner, die ein Smartphone besitzen, um 50 Prozent an. Das zeigen Daten des Pew Research Center and the Associated Press-NORC Center for Public Affairs Research: 37 Prozent in 2012, 73 Prozent im Jahr 2015 und 89 Prozent Ende 2016 waren im Besitz eines Smartphones. Die Psychologin und Erstautorin der Studie, Jean M. Twenge, ist davon überzeugt, dass diese parallele Entwicklung die plausibelste Erklärung liefert für den plötzlichen Einbruch des psychologischen Wohlbefindens amerikanischer Jugendlicher.
Medienabstinenz macht auch nicht glücklich
Die Umfrageergebnisse untermauern ihre Theorie, Jugendliche, die angaben, länger auf Bildschirme zu starren, um sich die Zeit mit Computerspielen, sozialen Medien oder Chatten zu vertreiben, unglücklicher waren als die Vergleichsgruppe. Sie verbrachten mehr Zeit mit Sport, lasen Zeitung und Magazine oder trafen ihre sozialen Kontakte außerhalb der digitalen Welt.
Schüler der 8. und 10. Jahrgangsstufen, die sich etwa 6 Stunden pro Tag den neuen Medien widmeten (40 Stunden pro Woche), anstatt nur wenige Stunden pro Tag, gaben doppelt so häufig an, unglücklich zu sein. Aber auch schon jene, die sich 10 bis 19 Stunden pro Woche in sozialen Medien aufhielten, hatten einen deutlichen Nachteil gegenüber einer Nutzung von 1 bis 2 Stunden pro Woche. Sie waren zu 41 Prozent eher unglücklich (18,10 Prozent versus 12,88 Prozent). Eine vollständige Internetabstinenz beinhaltet dabei nicht die Formel für vollendetes Glück: Wer das Internet gar nicht nutzte, hatte eine 62 Prozent größeres Risiko, unglücklich zu sein, als jene, die es 1 bis 2 Stunden pro Woche nutzten.
Dabei führe die Zeit vor dem Bildschirm zu weniger glücklichen Menschen und nicht umgekehrt, ist Twenge überzeugt. Auch andere Studien würden zeigen, dass jene, die unglücklich sind, deshalb nicht mehr soziale Medien benutzen, erklärt sie mit Verweis auf eine Studie im American Journal of Epidemiology 2017 und in PLOS One 2013.
„Der Schlüssel zu einer Nutzung digitaler Medien und Glück ist begrenzte Nutzung“, sagt Twenge. Sie empfiehlt, 2 Stunden pro Tag nicht zu überschreiten und stattdessen mehr Zeit mit Freunden und mit sportlichen Aktivitäten zu verbringen. Beides würde die Zufriedenheit laut Studien verlässlich verbessern.
In ihrem Buch „iGen: Why Today's Super-Connected Kids Are Growing Up Less Rebellious, More Tolerant, Less Happy and Completely Unprepared for Adulthood“, das im Sommer 2018 auch in Deutschland erscheinen soll, sind einige Ergebnisse der MtF-Umfragen veröffentlicht worden.
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