Dilek Kolat soll neue Gesundheitsministerin in Berlin werden

Berlin – Rund zwei Monate nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus haben sich in Berlin SPD, Linke und Grüne auf eine gemeinsame Regierung verständigt. Die drei Parteien schlossen gestern die Verhandlungen über ihren Koalitionsvertrag ab, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mitteilte. Es ist bundesweit die erste rot-rot-grüne Regierung unter Führung der Sozialdemokraten.
Die SPD wird demnach neben dem Regierungschef vier Senatoren stellen, und zwar für Inneres, Finanzen, Bildung und Gesundheit. Senatorin für Gesundheit, Pflege und Frauen – so der neue Zuschnitt für das Ressort – soll Dilek Kolat werden. Die Diplom- Wirtschaftsmathematikerin ist bislang Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen. Kolat löst Mario Czaja (CDU) ab, der in den vergangenen Jahren für Gesundheit verantwortlich war.
Michael Müller selbst übernimmt das Wissenschaftsressort, dafür wird er seine bisherige Zuständigkeit für die Kultur abgeben. Dieser Bereich geht an die Linke, die außerdem die beiden Ressorts Wohnen und Arbeit übernimmt. Die Grünen bekommen die drei Ressorts für Umwelt und Verkehr, Wirtschaft sowie Justiz.
Inhalte auf neun Seiten
Inhaltlich haben sich SPD, Grüne und Linke beim Thema Gesundheit bereits auf einige Details verständigt. Im Koalitionsvertrag sind dem Feld neun Seiten (158 bis 166) gewidmet. Vorgesehen sind zum Beispiel, die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser zu verbessern und die Qualitätsorientierung zu stärken. Darüber hinaus soll die bisherige Krankenhausplanung zu einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung erweitert werden.
Den Plänen der neuen Regierungskoalition zufolge soll, wo nötig, die ambulante Versorgung für die Kliniken geöffnet werden. „Die ambulante Versorgung außerhalb der normalen Sprechstunden wird in Kooperation mit der KV und den Krankenhäusern (z.B. Portalpraxen) verbessert und adäquat aus dem Budget der KV finanziert“, heißt es im Vertrag. In puncto Pflege soll zum Beispiel das Berliner Modell mit heimärztlicher Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen ausgeweitet werden.
Weitere Themen: Die Drogenpolitik soll liberalisiert werden. Vorgesehen ist unter anderem ein Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Ein weiterer Apsekt ist der Zugang der Menschen zum Gesundheitswesen. Die Koalition legt unter anderem Wert auf den barrierefreien Zugang zu Arztpraxen.
Die Berliner Krankenhausgesellschaft betonte, die vorgesehene Anhebung der Investitionsfinanzierung auf einen Bundesdurchschnitt sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Sie sei aber bei weitem nicht ausreichend, da in nahezu allen Bundesländern ein erhebliches Investitionsdefizit bestehe. Die unzureichende Investitionsfinanzierung in den vergangenen Jahren habe zu einem erheblichen Investitionsstau geführt und den wirtschaftlichen Druck auf die Krankenhäuser zu Lasten der Beschäftigten und der Versorgung deutlich erhöht, sagte Brit Ismer, Vorsitzende der Berliner Krankenhausgesellschaft.
Zu dem strittigen Nachtflugverbot am neuen Großflughafen BER will der neue Senat Müller zufolge mit dem Bund und dem Land Brandenburg noch Gespräche führen. Zur Reduzierung der Lärmbelastung soll die Gebührenordnung genutzt werden, zudem soll es eine Nutzung der Start- und Landebahnen zu bestimmten Zeiten geben.
Die SPD war bei der Abgeordnetenhauswahl vom 18. September trotz herber Verluste stärkste Kraft im Landesparlament geworden. Zu dem Dreierbündnis gab es kaum eine Alternative, weil es für eine Zweierkonstellation nicht gereicht hätte. Nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen müssen die drei Parteien das Bündnis nun noch absegnen. Die Wiederwahl des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) im Abgeordnetenhaus ist für den 8. Dezember geplant.
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