Drogenbeauftragte sieht Gesamtkonzept für Cannabisprävention

Berlin – Kinder und Jugendliche sollen durch digitale Aufklärung vom Cannabiskonsum abgehalten werden. Dafür hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), heute das Informationsangebot mit einer neuen Internetseite ausgebaut.
Aktuelle Studienergebnisse würden zeigen, dass sich junge Menschen über die gesundheitlichen Gefahren von Cannabis auch selbst Gedanken machen, sagte die Ärztin Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Je früher, je häufiger und je intensiver Cannabis konsumiert werde, desto höher sei das Risiko langfristiger gesundheitlicher Folgen wie beispielsweise Depressionen, Psychosen, kognitiver Defizite sowie Suchtgefährdung.
„Deshalb sind Angebote der Cannabisprävention speziell für Jugendliche wichtig: in ihrer Lebenswelt, der Schule, und über digitale Kanäle“, sagte Thaiss.
Cannabis ist in Deutschland nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge, sowohl unter den Jugendlichen, als auch unter den jungen Erwachsenen. Die Konsumentenzahlen steigen seit Jahren. Aktuelle Daten der BZgA zeigen, dass bundesweit 10,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Cannabis schon einmal konsumiert haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 46,4 Prozent.
Die Informationsangebote sollen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene erreichen und zur kritischen Auseinandersetzung mit Cannabis anregen. Die Kampagne würde als Gesamtpaket alles beinhalten, was Kinder und Jugendliche über die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums wissen müssen, sagte die Drogenbeauftragte Ludwig.
Dabei sollen die Konsumenten nicht mit trockenen Phrasen, sondern über Youtube, Instagram und andere soziale Medien angesprochen werden. „Hinzu kommen noch umfangreiche Materialien für Lehrer, Eltern und alle, die Kinder und Jugendliche darin bestärken möchten, erst gar nicht mit dem Kiffen anzufangen“, erklärte Ludwig.
Die neue Internetseite www.cannabispraevention.de soll die bisherigen Seiten der (BZgA) www.drugcom.de und die Social-Media-Kampagne „Mach Dich schlau“ ergänzen.
„Schulbus“-Umfrage zu Sucht bei Jugendlichen
Die wichtigsten Motive für Cannabiskonsum unter Jugendlichen seien Neugier, Abenteuerlust und das Bedürfnis, den Alltag zu vergessen. Das zeigte eine Sekundäranalyse der „Schulbus“-Umfragen der vergangenen Jahre.
Seit 2004 führt die Organisation Sucht.Hamburg regelmäßig Umfragen zum Thema Sucht bei Jugendlichen durch. Im Auftrag des BZgA wurde nun untersucht, inwieweit sich das Alltagsleben von Cannabiskonsumenten von dem der Nichtkonsumenten unterscheidet.
Viele Jugendliche hätten, den Ergebnissen zufolge, bereits im jungen Alter erste Erfahrungen mit der Droge. Besonders männliche Jugendliche, die in Großstädten aufwachsen, über ein höheres Geldbudget verfügen und sich selbst eher einer der höheren Schichten zugehörig fühlen, würden die Droge nutzen. Jugendliche, die kein Interesse an Cannabis haben, seien sich indes eher über die Risiken bewusst.
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