Drogenbeauftragte will mehr niederschwellige Angebote zur Suchthilfe

Berlin – Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), will in den Bundesländern und Kommunen mehr niederschwellige Angebote zur Suchthilfe schaffen. „Diese Pandemie war ein extremer Stresstest für unser Suchthilfesystem“, erklärte Ludwig heute in Berlin bei der Veröffentlichung ihres Jahresberichts.
Der persönliche Kontakt von suchtkranken Menschen und ihren Angehörigen zu Therapeuten sowie Beratungsstellen sei „nahezu komplett“ weggebrochen. Um einen Kollaps zu verhindern, sei das System praktisch über Nacht von analoge auf digitale Beratung umgestellt worden. Rehabilitationsbehandlungen für Suchtkranke seien aufrecht erhalten worden.
Ludwig forderte für die kommenden Jahre, dass Kommunen und Länder die Suchtprävention und „niedrigschwellige Suchthilfe“ als festen Bestandteil der Daseinsfürsorge etablieren. „Dafür müssten die nötigen personellen, finanziellen und organisatorischen Ressourcen geschaffen werden“, erklärte die Drogenbeauftragte.
Der Jahresbericht fasst aktuelle Zahlen zum Drogenkonsum und -handel zusammen, die Ludwig gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt bereits im Juli vorstellte. Während der Konsum von Alkohol und Tabak demnach insgesamt leicht rückläufig ist, stieg wie in den Jahren zuvor der Cannabiskonsum gerade bei den jungen Erwachsenen.
Insgesamt sei der Konsum von Alkohol und Tabak weiterhin leicht rückläufig, hieß es zur aktuellen Lage. Wie in den Jahren zuvor sei Cannabiskonsum gerade bei jungen Erwachsenen weiter gestiegen. Bei der organisierte Drogenkriminalität habe sich der Handel wegen der Pandemie stärker von der Straße ins Internet verlagert.
„Wir müssen vermeiden, dass Deutschland zu einem Drehkreuz des internationalen Drogenhandels wird.“, sagte Ludwig. Nötig sei, dass Bund und Länder ihr Vorgehen noch effektiver bündelten, und zwar online wie offline.
Die Zahl der Drogentoten war im vergangenen Jahr erneut gestiegen, wie die Beauftragte der Bundesregierung bereits im März mitgeteilt hatte. Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben 1.581 Menschen, das waren 183 gemeldete Fälle (13 Prozent) mehr als 2019.
Wieland Schinnenburg, drogenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, bezeichnete den Jahresbericht als eine „drogenpolitische Bankrotterklärung“. Es sei kein Wunder, dass der Bericht der Drogenbeauftragten kurz nach der Bundestagswahl veröffentlicht worden sei. Auf die nächste Person im Amt warte viel Arbeit.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: