Ärzteschaft

Drosten macht vorerst Schluss mit Podcast

  • Mittwoch, 30. März 2022
/picture alliance, Frank Rumpenhorst
Sandra Ciesek und Christian Drosten. /picture alliance, Frank Rumpenhorst

Berlin – Mehr als 100 Folgen und rund 135 Millionen Abrufe – der Podcast „Das Coronavirus-Update“ begleitet viele Menschen seit mehr als zwei Jahren Pandemie.

Gestern Abend waren die Virologen Sandra Ciesek und Christian Drosten vorerst zum letzten Mal in einer regulären Folge bei NDR-Info zu hören. Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main und von der Charité in Berlin, die sich in dem Format zuletzt abwechselten, sprachen über die derzeitige Coronalage, die größten Überraschungen der Pandemie und ihre Rolle in der Öffentlichkeit.

„Die Zahlen werden sicherlich zumindest bis zu den Osterferien oder ein, zwei Wochen danach noch relativ hoch bleiben“, sagte Drosten mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen. Derzeit profitiere man vom Haupteffekt durch die Impfung und von der Abmilderung der Krankheitsschwere bei Omikron. „Wir können jetzt schon sagen, die Situation ist dadurch deutlich besser geworden. Sie ist aber nicht komplett aufgelöst.“

Man erkenne einen linearen Anstieg bei den Krankenhauseinweisungen und eine Verlagerung zu höhe­ren Altersgruppen, erklärte Drosten. Deswegen gehe er davon aus, dass sich demnächst die Intensiv­stationen stärker füllten und mehr Todesfälle zu verzeichnen seien – möglicherweise bis etwa Mitte Mai. Die Frankfurter Virologin Ciesek fügte hinzu, wenn die Infektionszahlen wie aktuell wieder stiegen, sei es „natürlich schlecht, wenn man dann noch zusätzlich Maßnahmen aufhebt und damit das noch ankurbelt“.

Sie empfahl ausdrücklich, auch weiterhin Masken zu tragen – etwa in Situationen, in denen es eng wird, in schlecht belüfteten Innenräumen und im öffentlichen Nahverkehr. „Alle Risikopatienten sollten unbe­dingt für sich selber weiter Maske tragen, wenn es schon nicht alle anderen tun“, riet auch Drosten. Mög­licherweise komme man irgendwann bei sinkender Inzidenz und fehlenden Auflagen zu einer „asia­tischen Höflichkeit“ beim Maskentragen.

Als Zeichen für das Ende der Pandemie will das Podcast-Team den Ausstieg von Drosten und Ciesek nicht verstanden wissen, wie zuletzt wiederholt betont wurde. Die Wissenschaft habe ihren Teil beigetragen und es bleibe zunächst nicht mehr viel zu sagen, nun sei die Politik am Zug, hieß es. Auch in der letzten Ausgabe machte Drosten noch einmal deutlich, dass er erwarte, dass sich das Virus weiterentwickle. So komme es nun wieder nach China und sei angesichts der großen Bevölkerung dort kaum zu kontrol­lieren. „Das schafft enorme Evolutionsmöglichkeiten für das Virus“, erklärte er.

Mit Blick auf den kommenden Herbst rechnet Drosten wieder mit einer stärkeren Übertragung. Er denke nicht, dass man das Infektionsgeschehen dann einfach „laufen lassen“ könne, mahnte er. „Vielleicht ist das aber der letzte Herbst, wo man da noch mal so gegenbremsen muss.“

Begonnen hatte „Das Coronavirus-Update“ Ende Februar 2020 – in einer Zeit großer Verunsicherung. Fortan diente der Podcast vielen Menschen als wichtige Informationsquelle und eine Art Wegweiser im dynamischen und teils sehr komplizierten Infektionsgeschehen. Das mehrfach ausgezeichnete Format spiegelte das sich stetig ändernde Wissen wider.

Drosten und Ciesek seien beide erstaunt darüber, wie schnell sich das Virus verändere und über die Geschwindigkeit, in der sich die unterschiedlichen Virusvarianten bisher abgelöst hätten, sagten sie in der letzten Folge. „Das ist eigentlich so eine dauerhafte Verblüffung“, beschrieb Drosten sein Empfinden.

Jetzt wollten sie sich wieder auf ihre Forschungsfelder fokussieren, führten Drosten und Ciesek aus. Mit dem Podcast soll es zunächst aber auch ohne sie weitergehen: Laut NDR sind als nächstes Sonderfolgen geplant. Zudem hieß es, bei wichtigen aktuellen Entwicklungen würden auch die beiden Virologen als Gesprächspartner erhalten bleiben.

dpa

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