„Duodenal switch“-Operation bei morbider Adipositas effektiver
Oslo – Eine extreme Adipositas verlangt offenbar nach extremen Maßnahmen. In einer randomisierten Studie in JAMA Surgery (2015; doi: 10.1001/jamasurg.2014.3579) verloren Patienten mit einer morbiden Adipositas nach einem „Duodenal switch“ deutlich mehr an Gewicht als nach einem Magenbypass. Die Komplikationsrate war allerdings erhöht. Ein Typ 2-Diabetes wurde durch beide Operationen beseitigt.
Der „Duodenal switch“ ist eine Variante der biliopankreatischen Diversion (BPD), der derzeit effektivsten Variante der bariatrischen Chirurgie. Bei der BPD wird der Magen verkleinert und direkt mit dem Dünndarm verbunden. Der Speisebrei bleibt zunächst unverdaut, da die Verbindung mit der blinden Schlinge des Duodenums erst weiter unten erfolgt. Der „Duodenal Switch" ist eine Weiterentwicklung des BPD.
Die Unterschiede betreffen den Magen. Dieser wird zwar ebenfalls verkleinert, doch der Magenpförtner (Pylorus) bleibt erhalten. Dies soll eine Sturzentleerung aus dem Magen („Dumping“) vermeiden, die sich ungünstig auf die Blutzuckerregulation auswirkt und zu Nebeneffekten wie Übelkeit und Schweißausbruch führt. Der „Duodenal switch“ ist technisch anspruchsvoller, wird jedoch inzwischen auch laparoskopisch durchgeführt.
Das Team um Hilde Risstad von der Universitätsklinik Oslo hat den „Duodenal switch“ mit einem konventionellen Magenbypass in einer randomisierten Studie an 60 Patienten verglichen, bei denen der Body-Mass-Index (BMI) auf über 50 angestiegen war. Die meisten Patienten hatten ein metabolisches Syndrom mit Hypertonie, Dyslipidämie und Typ 2-Diabetes sowie eine Schlafapnoe.
Bei allen Patienten kam es nach der Operation, die laparoskopisch durchgeführt wurde, zu einer Gewichtsabnahme, die allerdings nach dem „Duodenal switch“ ausgeprägter war. Der BMI ist auch fünf Jahre nach der Operation 22,1 Punkte niedriger als vorher. Nach dem Magenbypass kam es „nur“ zu einer Reduktion des BMI um 13,6 Punkte. Alle Diabetiker konnten ihre Blutzucker-senkenden Medikamente absetzen und bis auf einen (nach Bypass-Operation) sind alle von ihrer Zuckerkrankheit geheilt.
Neben dem Blutzucker sanken auch die Lipidwerte (neben Cholesterin vor allem die Triglyzeride) und der Blutdruck. Auch in der Lungenfunktionsprüfung gab es Verbesserungen, wobei die „Duodenal switch“-Operation fast überall die größeren Auswirkungen hatte. Für den Stoffwechsel und die Folgekrankheiten ist sie deshalb die bessere Operation, findet Risstad.
Für den Patienten ist der Eingriff jedoch häufiger mit Komplikationen verbunden: Fast die Hälfte der Patienten musste sich wenigstens einer Nachoperation unterziehen. Nach einem konventionellen Bypass musste nur etwa jeder zehnte später erneut in der Klinik behandelt werden. Die Editorialisten Oliver Varban und Justin Dimick von der Universität von Michigan in Ann Arbor empfehlen den „Duodenal switch“ deshalb nur unter Vorbehalt. Die Patienten sollten auf die möglichen Risiken hingewiesen werden.
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