Medizin

E-Scooter-Fahrer verunglücken häufiger unter Alkoholeinfluss

  • Mittwoch, 17. August 2022
/phoenix021, stock.adobe.com
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Oslo – E-Scooter-Fahrer verunglücken häufiger in den Abendstunden, sie sind dabei häufig alkoholisiert, tragen selten einen Helm und erleiden häufiger als Radfahrer eine Kopfverletzung. Dies kam in einer Kohortenstudie aus Norwegen in JAMA Network Open (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.26701) heraus.

In der norwegischen Hauptstadt Oslo wurden E-Scooter im März 2019 eingeführt. Sie erfreuen sich seither einer steigenden Beliebtheit. Die Erwartung, dass die batteriebetriebenen Fahrzeuge den Straßenverkehr entlasten, hat sich nicht erfüllt.

Nach einer Studie des norwegischen Instituts für Verkehrsökonomie ersetzen sie zu 60 % der Fälle das Gehen, zu 6 % Fahrräder, zu 23 % öffentliche Verkehrsmittel, aber nur zu 8 % das Auto. Klimavorteile durch E-Scooter seien derzeit nicht zu erkennen, urteilten die Untersucher des Transportøkonomisk institutt.

Ein Nachteil der E-Scooter könnte das erhöhte Unfallrisiko sein, wobei dem Kieferchirurgen August Vincent Stray von der Universität Oslo die Zunahme von Kopfverletzungen Sorgen bereitet.

Ein Vergleich mit Radfahrern ergab, dass die verletzten E-Scooter-Fahrer jünger waren (31 versus 35 Jahre) und zum Zeitpunkt des Unfalls häufiger alkoholisiert waren (39,5 % versus 7,7 %). Sie trugen sehr selten einen Helm (2,1 % versus 62,2 %), was die häufigeren Kopfverletzungen erklären mag (31,7 % versus 22,4 %). Noch häufiger waren Verletzungen der oberen Extremitäten 34,2 %. An 3. Stelle folgten Verletzungen der unteren Extremitäten (28,6 %).

Bei Radfahrern kam es am häufigsten zu Verletzungen der oberen Extremitäten (44,9 %) vor Kopfverletzungen (22,4 %) und Verletzungen der unteren Extremitäten (22,2 %). 2 oder mehr schwere Verletzungen traten bei E-Scooter-Fahrern etwas häufiger auf als bei Radfahrern (3,3 % versus 2,2 %). Der Anteil der schweren Verletzungen war mit 8,9 % versus 7,3 % nicht signifikant höher.

Die geringe Helmnutzung führt Stray darauf zurück, dass viele Fahrten spontan sind und mit Mietscootern erfolgen, während Radfahrer ihr eigenes Rad von zuhause mitbringen und deshalb häufiger zum Helm greifen.

Der hohe Anteil der alkoholisierten Patienten zeigt, dass viele Fahrer das Unfallrisiko unterschätzen, was auch erklären mag, warum junge Männer häufiger unter den Verletzten waren (Anteil 62,2 %). Das gilt allerdings auch für die Radfahrer, bei denen der Anteil der Männer an den Verletzten sogar bei 63,9 % lag.

rme

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