Wissen über Antibiotika in der Bevölkerung weiterhin gering
Brüssel – Noch immer wissen zu wenige Bürger in Deutschland und der Europäischen Union (EU), gegen welche Keime Antibiotika wirken. Das zeigt eine neue sogenannte Eurobarometer-Umfrage der Europäischen Kommission. Demnach wissen nur 44 Prozent der Deutschen, dass Antibiotika Viren nicht zerstören. 45 Prozent glauben, Antibiotika wirken gegen Viren, elf Prozent wissen es nicht. 37 Prozent der Deutschen denken laut Umfrage, dass Antibiotika ein wirksames Mittel gegen Grippe und Erkältungen sind. Laut Umfrage unterscheiden sich die Deutschen in ihrem Wissensstand nicht wesentlich vom EU-Durchschnitt.
Die Europäische Kommission evaluiert derzeit ihren Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenz 2011-2016. Die Ergebnisse des Eurobarometers sollen mit in die Entscheidung darüber einfließen, wie die EU die Mitgliedstaaten beim Kampf gegen Antibiotikaresistenz unterstützt.
Das Thema stand auch auf der Tagesordnung des Treffens der EU-Gesundheitsminister in Luxemburg am 17. Juni. Die Minister forderten die Mitgliedsstaaten auf, bis Mitte 2017 einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz einzuführen. Angepasst an die nationalen Gegebenheiten sollte der Aktionsplan unter anderem messbare Ziele zur Verringerung von Infektionen bei Mensch und Tier, des Einsatzes von Antibiotika im human- und veterinärmedizinischen Bereich und der Antibiotikaresistenz in allen Bereichen beinhalten. Darüber hinaus soll der Aktionsplan die umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin fördern.
Außerdem fordern die Gesundheitsminister die Mitgliedstaaten und die EU-Kommission auf, einen neuen und umfassenden Aktionsplan der EU zur Antibiotikaresistenz zu entwickeln. Der neue Aktionsplan der EU sollte unter anderem Maßnahmen umfassen, um Infektionen zu verhindern und eine umsichtige Verwendung antimikrobieller Mittel in der Human- und Veterinärmedizin zu gewährleisten.
Wichtig sei außerdem, Leitlinien der EU zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin auszuarbeiten sowie ein freiwilliges System der gegenseitigen Begutachtung (peer review) unter den Ländern einzurichten. Außerdem gelte es, Forschung und Entwicklung zu stimulieren und die Marktzulassungsverfahren für neue Antibiotika zu erleichtern. Darüber hinaus sollen die Mitgliedstaaten und die Kommission Impulse für den Einsatz alternativer Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der Prävention geben – zum Beispiel mittels Impfstoffen.
Eine engere Zusammenarbeit von Humanmedizin, Tiermedizin und Lebensmittelproduktion forderten auch Experten auf dem 13. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin Mitte Juni in Würzburg. Notwendig sei außerdem eine gemeinsame Strategie mit den europäischen Nachbarländern.
Schon im vergangenen Oktober hatten die Gesundheitsminister der sieben führenden Industriestaaten – USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Deutschland – auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in Berlin zu diesem Thema getagt. Die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen sei durch mehr Präventions- und Hygienemaßnahmen zu bekämpfen, der sachgerechte Einsatz in der Human- und Tiermedizin zu fördern und die Forschung kraftvoll voranzutreiben, betonten die Minister damals in ihrer sogenannten Berliner Erklärung.
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