Ausland

Ebola: Obama fordert mehr Hilfe – Deutschland will Experten schicken

  • Montag, 8. September 2014

Washington/Berlin – US-Präsident Barack Obama hat sich für größere Anstrengungen im Kampf gegen Ebola ausgesprochen. Die USA müssten mehr gegen die Epidemie in Westafrika tun, damit sie nicht zu einer weltweiten Gesundheitskrise werde, sagte er in einem Interview. Die deutsche Regierung kündigte an, Fachleute für Infektionsschutz nach Afrika zu schicken. In Sierra Leone wurde am Wochenende über eine mehrtägige Ausgangssperre wegen der Ebola-Epidemie diskutiert. In dieser Zeit könnten Teams von Haus zu Haus ziehen und mögliche Ebola-Kranke registrieren. Das Land in Westafrika ist neben Liberia und Guinea am stärksten von Ebola betroffen.

In dem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Senders NBC sagte Obama, dass ein Übergreifen auf die Vereinigten Staaten auf kürzere Sicht zwar unwahrscheinlich sei. Aber wenn die USA und andere Länder nicht rasch mehr Hilfen etwa in Form von Ausrüstung oder Personal leisteten, könne sich das ändern.

Trainingsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut
Die Bundesregierung kündigte ein Trainingsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut an. „Mit Hilfe deutscher Experten wird das medizinische Personal in den Krankenhäusern im Umgang mit hochansteckenden Krankheiten wie Ebola geschult“, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Rheinischen Post vom Samstag. Es gehe darum, „eine Ebola-Erkrankung schnell zu erkennen, die Patienten gut und sicher zu versorgen und dafür zu sorgen, dass eine weitere Ansteckung vermieden wird“.

Der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes und Epidemie-Experte René Gottschalk forderte die Lieferung kompletter Krankenhäuser. „Man muss ganze Hospitäler dort hinschaffen oder ein Hospitalschiff vor der Küste vor Anker gehen lassen“, sagte der Sprecher eines Epidemie-Arbeitskreises beim Robert Koch-Institut der Frankfurter Rundschau. Jedes mobile Krankenhaus, das Europa habe, sei „1000 Mal besser als die afrikanischen Hospitäler. Wir müssten natürlich Personal mit runter schicken und Labore“.

„Diesen Ländern ist nur noch von außen zu helfen"
Der Experte hält eine „unglaubliche Anstrengung“ des Westens für erforderlich. „Diesen Ländern ist nur noch von außen zu helfen. Von selbst können sie das nicht“, sagte er der Zeitung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe zuletzt 20.000 Fälle prognostiziert, was bei einer Mortalitätsrate von 50 Prozent zu 10.000 Toten führen könne. „Ich glaube, dass es viel mehr sein werden“, sagte Gottschalk.

Bisher hat Deutschland die internationalen Hilfsbemühungen mit 2,4 Millionen Euro unterstützt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone inzwischen mindestens 2.097 Menschen an Ebola gestorben (Stand: 5. September). Die WHO und auch Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen gehen davon aus, dass die Ebola-Epidemie noch mehrere Monate lang dauern kann.

Noch keine Entscheidung über eine Ausgangssperre in Sierra Leone
Über die Ausgangssperre in Sierra Leone sei noch sei keine Entscheidung gefallen und es seien umfangreiche Planungen nötig, sagte der Regierungsberater Ibrahim Ben Kargbo in einer Diskussionsrunde des Radiosenders Democracy 98.1. Die Sperre könnte demnach vom 19. bis 21. September gelten.

Von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kam deutliche Kritik an der Idee. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hieß es in einer Stellungnahme der Organisation. „Entscheidend aber ist: Selbst wenn potenzielle Patienten ausgemacht sind, wird es nicht genug Ebola-Zentren geben, die sich um sie kümmern könnten.“ Ohne Platz zur Unter­suchung und Behandlung von Verdachtsfällen habe das ganze Vorhaben keinen Sinn.

Die Erfahrung der vergangenen Monate habe bei der Ebola-Epidemie in Westafrika zudem gezeigt, dass Quarantänemaßnahmen und Ausgangssperren bei der Ein­dämmung von Ebola nicht helfen, hieß es weiter. Sie führten zu mehr Misstrauen der Menschen untereinander und gegenüber dem Gesundheitswesen. In der Folge würden erkrankte Familienmitglieder eher versteckt und die Epidemie so noch stärker beschleunigt.

Krisensitzung in Äthiopien hat begonnen
Die Afrikanische Union kam im äthiopischen Addis Abeba zu einer Krisensitzung zusammen. Zum Auftakt warnte die Chefin der AU-Kommission, Nkosazana Dlamini-Zuma, vor zu weitgehenden Maßnahmen, deren Folgen schlimmer sein könnten als die Auswirkungen der Krankheit selbst. Die Bekämpfung der Epidemie dürfe „nicht zur Isolierung oder Stigmatisierung von Opfern, Gemeinden und Ländern führen“, sagte sie. Zuvor hatte schon die UNO vor einer akuten Lebensmittelknappheit und steigenden Preisen in den besonders betroffenen Regionen gewarnt.

dpa/afp

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