Ehe mindert Demenzrisiko
London – Wer lange verheiratet ist, scheint ein geringeres Risiko für eine Demenz zu haben als lebenslange Singles oder verwitwete Partner. Im Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry berichten Forscher um Andrew Sommerlad am University College London entsprechende Ergebnisse (2017; doi: 10.1136/jnnp-2017-316274).
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für eine Demenz erhöhen können. Neben der genetischen Prädisposition und Gefäßrisikofaktoren scheinen besonders soziale Kriterien wie Bildung und zwischenmenschliche Bindungen eine Rolle zu spielen. Verheiratete haben in der Regel täglich soziale Interaktion und laut der Forscher auch häufiger einen gesünderen Lebensstil als Singles.
15 Studien untersucht
In ihrer Studie führten die Wissenschaftler eine Metaanalyse von 15 Studien durch, die über 800.000 Teilnehmer einschlossen. Sie unterschieden zwischen verheirateten, geschiedenen, verwitweten und lebenslang allein lebenden Teilnehmern.
Bei Vergleich aller Studien hatten die verheirateten Teilnehmer ein 42 Prozent geringeres Risiko, an einer Demenz zu erkranken als die lebenslangen Singles. In neueren Studien mit Teilnehmern, die nach 1927 geboren wurden, war der Unterschied laut den Forschern mit 27 Prozent weniger stark ausgeprägt, aber deutlich.
Bei verwitweten Teilnehmern war das Risiko um 20 Prozent höher als bei den weiterhin Verheirateten. Nach Adjustierung für Bildung war der Zusammenhang jedoch nicht mehr so stark. Zwischen den Verheirateten und den Geschiedenen konnten die Wissenschaftler keine Unterschiede feststellen. Wie lang die Teilnehmer zum Zeitpunkt der Studien bereits geschieden oder verwitwet waren, ging aus den analysierten Studien nicht hervor.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Beobachtung auf den meist gesünderen Lebensstil der Verheirateten zurückzuführen ist. Außerdem sei bereits durch andere Studien nachgewiesen worden, dass soziale Bindungen und Aktivitäten das Demenzrisiko nachhaltig senken können.
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