EHEC: Eine Spur führt nach Ägypten

Stockholm/Parma – Die Herkunft der mit dem E. coli O104:H4 belasteten Sprossen ist weiter ungeklärt. Neue Spuren ergeben sich aus der Analyse eines kleinen Ausbruchs in Bordeaux. Der Erreger ist mit den in Deutschland nachgewiesenen Bakterien identisch.
In Bordeaux sind seit dem 24. Juni 15 Personen an einer blutigen Diarrhö erkrankt, bei acht von ihnen kam es zum hämolytisch-urämischen Syndrom.
Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Parma und dem Europäischen Zentrum zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) durchgeführten Untersuchungen zeigen viele Gemeinsamkeiten mit dem Ausbruch in Norddeutschland.
Die Patienten waren erwachsen und überwiegend weiblich. Bei drei Patienten konnte schließlich E. coli O104:H4 nachgewiesen werden, also der gleiche Erreger wie in Norddeutschland. Da er relativ selten ist, schließen die europäischen Behörden einen Zufall aus.
Alle französischen Patienten waren am 8. Juni auf einer Veranstaltung zusammengetroffen, auf der Sprossen (Bockshornklee, Senf und Rucola) serviert worden waren. Der Caterer hatte die Sprossen von der britischen Firma Thompson and Morgan erhalten.
Das weltweit agierende Unternehmen mit Hauptsitz in Ipswich/ Suffolk wird derzeit von der britischen Food Standards Agency überprüft. Thompson and Morgan hat die Sprossen nicht selbst angebaut, sondern über einen Zwischenhändler erworben, der sie wiederum in Ägypten eingekauft haben soll.
Damit ergibt sich eine längere Verkaufskette, deren einzelne Glieder jetzt überprüft werden müssen. Experten gehen davon aus, dass die Bakterien nicht über Fäkalien zur Düngung der Felder an die Sprossen gelangt sind. Wahrscheinlicher erscheint ihnen, dass die Keime bei der Verarbeitung in das Produkt gelangten.
Ein wichtiges Indiz für diese Vermutung ist der Nachweis des Resistenzgens CTX-M-15, das beim Menschen auftritt. In den letzten Jahren wurde es mehrfach in Afrika südlich der Sahara nachgewiesen. Eine Kontamination durch einen erkrankten Mitarbeiter mit einem Migrationshintergrund aus jenen Regionen dürfte zu den Möglichkeiten gehören, denen die Behörden nachgehen sollten.
Dass die Gefahr noch nicht vorüber ist, zeigt eine weitere von den beiden europäischen Behörden mitgeteilte Erkrankung eine Mannes aus Südschweden, der in den letzten Wochen keine Reise nach Deutschland unternommen hatte.
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