Politik

EHEC-Epidemie: Regierung will Meldesystem verbessern

  • Freitag, 17. Juni 2011

Berlin – Als Konsequenz aus der EHEC-Epidemie will die Bundesregierung das Meldesystem für Infektionskrankheiten deutlich verbessern. Das kündigte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Freitag an. Das Meldesystem solle Thema auf der Gesundheitsministerkonferenz am 29. und 30. Juni werden.

Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) räumte Probleme bei der Vermittlung der Krise ein. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitag keine neuen Todesfälle wegen EHEC- oder HUS-Erkrankungen.

Bahr sagte der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post: „Wir müssen das Meldeverfahren an die modernen Kommunikationsmöglichkeiten anpassen, damit die Informationen darüber, wie sich die Zahlen der Erkrankten entwickeln, schneller verfügbar sind.“ Es sei nicht verständlich, warum in einer solchen Situation wichtige Meldungen sogar per Post verschickt worden seien.

Zuvor hatte bereits SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach eine Verbesserung des Meldesystems gefordert und darauf hingewiesen, die bisherige Meldekette vom örtlichen Gesundheitsamt über das Landesgesundheitsamt an das Robert-Koch-Institut dauere mindestens eine Woche.

Kommunikation überdenken
Aigner räumte in der Berliner Zeitung ein, dass es Probleme bei der Vermittlung der EHEC-Krise gegeben habe. Es scheine auf Bürger unübersichtlich zu wirken, wenn sich unterschiedliche Stellen zum selben Thema äußern. „Deshalb lohnt es sich, die Kommunikation nach außen zu überdenken“, sagte Aigner.

Forderungen nach Zentralisierung der Lebensmittelüberwachung wies sie aber zurück. „Wer so etwas fordert, hat keine Ahnung.“ Es sei wichtig, dass Behörden die zu überprüfenden Betriebe genau kennen. Dafür müssten sie vor Ort arbeiten.

Kritik am Krisenmanagement der Politik wies Bahr zurück. Vonseiten der Ministerien und ihrer Fachinstitute habe es sachlich begründete Empfehlungen und Informationen gegeben. Letzteres sei ja eben das, was die Bevölkerung zu ihrem Schutz zu Recht erwartet.

Partysercice-Mitarbeiterin als Überträgerin
Derweil stellte sich heraus, dass eine mit EHEC infizierte Mitarbeiterin eines nordhessischen Partyservices 20 Teilnehmer einer Familienfeier im niedersächsischen Landkreis Göttingen mit der Krankheit angesteckt hatte.

Die Frau hatte das Essen mit zubereitet und dabei offenbar den Keim übertragen, teilte das hessische Sozialministerium in Wiesbaden mit. Bei der Familienfeier mit 70 Teilnehmern aus ganz Deutschland waren 20 an EHEC erkrankt, bei drei Menschen entwickelte sich HUS.

Das RKI meldete am Freitag keine neuen EHEC- oder HUS-Todesfälle. Damit sind seit Ausbruch der Epidemie Anfang Mai 38 Todesopfer gezählt worden. Insgesamt seien dem RKI 3.408 EHEC- oder HUS-Fälle übermittelt worden. Seit etwa einer Woche würden Erkrankungen auf deutlich niedrigerem Niveau als zuvor übermittelt, teilte das Institut mit.

dapd

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