Ausland

Einigung auf neue Terminologie bei Atemwegserregern

  • Freitag, 19. April 2024
Viren Atemwegsinfektion
/peterschreiber.media, stock.adobe.com

Genf – Nach folgenschwerer Verwirrung zu Beginn der Coronapandemie hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Terminologie für über die Luft übertragene Erreger überarbeitet.

Nach mehr als zweijährigen Beratungen sei vereinbart worden, alle über die Luft übertragenen Krankheits­erre­­ger unabhängig von ihrer Größe als IPR zu bezeichnen, teilte die WHO heute in Genf mit. Die Abkürzung steht für „infectious respiratory particles“, auf Deutsch „infektiöse Atempartikel“.

Zu Beginn der Coronapandemie hatten Experten darüber gestritten, ob der Erreger SARS-CoV-2 über Tröp­fchen oder Aerosole in der Luft übertragen werde. In den ersten Pandemiemonaten Anfang 2020 waren die WHO und andere Fachleute davon ausgegangen, dass sich das Virus über Tröpfchen übertrage, die Infizierte beim Husten und Niesen verbreiten.

Als Bestandteil solcher Tröpfchen hätte der Erreger demnach nicht in der Atemluft gehangen, sondern wäre auf Oberflächen herabgesunken. Der Rat der Experten lautete daher damals, sich möglichst oft und gründlich die Hände zu waschen.

Letztlich kamen aber die meisten Experten zu dem Schluss, dass sich das Coronavirus einfacher in Form von Aerosolen über die Luft verbreitet, so dass andere Vorsichtsmaßnahmen wie regelmäßiges Lüften und das Tragen von Atemmasken zur Vorbeugung nötig waren.

Im Zuge der Forschungsdebatten war deutlich geworden, dass es in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen kein gemeinsames Verständnis und keine einheitliche Terminologie für über die Luft verbreitete Erreger gab. Dies habe zu Schwierigkeiten „in der öffentlichen Kommunikation und bei den Bemühungen zur Eindämmung des Erregers“ geführt, bilanzierte die WHO nun.

Der neue Fachbegriff IRP bezieht sich nun sowohl auf das Coronavirus als auch auf Erreger anderer Atem­wegserkrankungen wie Tuberkulose und Grippe. Es wird allerdings weiterhin zwischen zwei Typen unter­schieden.

Bei der Übertragung über die Luft gelangen IPR in die Luft und werden von anderen eingeatmet. Beim zwei­ten Typus landet der Erreger von einem Infizierten direkt in Mund, Nase oder Augen eines anderen Menschen und befällt ihn auf diese Weise.

Eine weitgehende Einigkeit über die neue Terminologie solle die interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Be­kämpfung der Erreger vereinfachen, sagte WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar in Genf. Schließlich sei es „schwierig, wissenschaftliche Fortschritte zu machen, bevor wir uns alle bei der Terminologie einig sind“.

Von diesem gemeinsamen Ausgangspunkt ist es laut Farrar allerdings noch ein weiter Weg, sich auf Maßnah­men zu einigen, die Ansteckungen in Krankenhäusern, Schulen oder Verkehrsmitteln verhindern sollen.

afp

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