Einnahmen und Investitionen in Praxen sind gestiegen

Berlin – Der Umsatz in den Praxen von Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten ist in den Jahren 2008 bis 2010 gestiegen, und zwar durchschnittlich um 4,8 Prozent von 2008 auf 2009 und um zwei Prozent von 2009 auf 2010. Er lag damit 2010 bei durchschnittlich 266.000 Euro je Praxisinhaber. Dies entspricht im Vergleich zu 2008 einem Anstieg um 17.000 Euro.
Während der Ertrag 2009 um 7,8 Prozent stieg, sank er 2010 wieder, und zwar um 0,4 Prozent. In diesem Jahr betrug der Jahresüberschuss, also die Gesamteinnahmen abzüglich der Gesamtbetriebskosten, rund 138.000 Euro. Diesen Wert erreichten aber nicht alle Praxen, wie aus dem jüngsten Praxis-Panel hervorgeht. Nach dieser regelmäßig wiederholten Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) erzielte etwa die Hälfte der Praxisinhaber einen Jahresüberschuss unter 122.000 Euro, ein Viertel unter 81.000 Euro. Ein Viertel kam hingegen auf mehr als 175.000 Euro.
Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Entwicklung zwischen und zum Teil sogar innerhalb der einzelnen Fachgruppen sehr unterschiedlich verlaufen ist. Wie groß die Spannen sind, verdeutlichen Umsatz und Einnahmen der ärztlichen und Psychologischen Psychotherapeuten, die deutlich niedriger sind als die anderer Fachgruppen.
Für die Gruppe „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ weist das Panel für 2008 einen Umsatz von rund 101.000 Euro aus, für 2010 von knapp 109.000 Euro (+ 7,1 Prozent). Der Jahresüberschuss steigerte sich von 70.000 Euro im Jahr 2008 auf 76.000 Euro im Jahr 2010 (+ 9,1 Prozent). Für die Gruppe „Psychotherapie“ lag der Umsatz 2008 bei 85.000 Euro und erhöhte sich bis 2010 im Durchschnitt auf 96.000 Euro (+ 13 Prozent). Im gleichen Zeitraum stieg der Jahresüberschuss von 59.000 Euro auf 68.000 Euro (+ 17 Prozent).
Andreas Köhler, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hatte den Bericht kurz vor seinem Ausscheiden aus der KBV mit den Worten kommentiert, es seien greifbare Verbesserungen der wirtschaftlichen Situation für das Jahr 2009 erkennbar. „Auf der anderen Seite sind steigende Kosten insbesondere für Personal und – erfreulicherweise – höhere Investitionsraten zu beobachten.“
Er forderte, die begonnenen Honorarverbesserungen für Vertragsärzte und –psychotherapeuten fortzusetzen: „Im Jahr 2009 konnte die Honorarreform nicht vollends umgesetzt werden; im Folgejahr mussten Vertragsärzte schon wieder wirtschaftliche Einbußen hinnehmen.“
Anlässlich des letzten Praxispanels, dessen Daten im März 2012 präsentiert wurden, hatte das ZI vor den Folgen einer rückläufigen Investitionstätigkeit gewarnt. Zwischen 2006 und 2008 seien in die Investitionen um rund ein Drittel gesunken, hieß es damals. Im Namen des ZI-Kuratoriums hatte dessen damaliger Vorsitzender Wolfgang Eckert, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, ein investitionsfreundlicheres Klima gefordert: „Die Anforderungen an die Qualität der ärztlichen Versorgung und der medizinisch-technische Fortschritt bedingen notwendige und kontinuierliche Investitionen“, sagte er.
Niedergelassenen haben wieder mehr investiert
Dem ZI-Panel zufolge haben die Niedergelassenen 2010 wieder mehr investiert, offenbar als Folge der Honorarsteigerungen zuvor. Für dieses Jahr verzeichnet das ZI eine Erhöhung der Abschreibungen um 2,2 Prozent. „Die Höhe der Abschreibungen kann als verzögerter Indikator für die Investitionstätigkeit in den Praxen interpretiert werden“, heißt es im Bericht. Ein erheblicher Teil der Ausgaben für Investitionen wurde demnach aus privaten Mitteln finanziert; mehr als zwei Drittel der Praxen hat die Anschaffungen zu 100 Prozent selbst finanziert.
Das ZI erhebt regelmäßig die wirtschaftliche Situation in Praxen. Die Angaben beruhen auf anonymisierten Befragungsergebnissen. Zuletzt beteiligten sich rund 6.200 Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten. 95 Prozent belegten ihre Angaben durch Testate von Steuerberatern. Dennoch wird die Aussagekraft des Praxis-Panels regelmäßig angezweifelt, nicht zuletzt von den Krankenkassen. Sie verweisen in der Regel auf ähnliche Analysen des Statistischen Bundesamtes.
In deren Auswertungen seien aber extrem umsatzstarke Praxen überrepräsentiert, hieß es dazu vonseiten des ZI. Die Daten zu Einnahmen und Ausgaben von Praxen, die das Statistische Bundesamt verwendet, beruhen zudem komplett auf eigenen Angaben der Befragten. Dies trifft für alle Analysen der Arbeitsstunden zu.
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